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Viertes Kap. Die Zeiten Karl's V. 
errang durch den schändlichsten Verrath und Meuchelmord sich die Herrschaft 
von Algier. Um dieselbe zu behaupten, unterwarf er sich dem türkischen 
Schuz, wodurch der Grund gelegt ward zur Hoheit der Pforte über die 
ganze nordafrikanische, bis dahin unter der vielgetheilten, doch mehr und 
mehr ermattenden Herrschaft arabischer und maurischer Häupter gestan¬ 
dene, Küste. Nach Horuc's Tode bestieg Schcreddin, sein Bruder, den 
Thron von Algier, und wurde von Solimán, der seinen Heldengeist erkannte, 
zum Großadmiral der türkischen Flotte, als einzig würdiger Gegner des gro¬ 
ßen Doria, erkoren. Als solcher eroberte er Tunis, vorgeblich im Namen 
Alraschid's, welchen M ul ei-Hassan, dessen jüngerer Bruder vom 
Throne vertrieben, aber in der That für sich selbst und für die Pforte, in 
deren Gefangenschaft der getäuschte Alraschid starb. 
Gegen den jezt doppelt furchtbaren Schcreddin unternahm Karl einen 
großen Zug. Das Hilfsgeschrei seiner Unterthanen, von so vielen Küsten 
und Meeren ertönend, dann die Aufforderungen des Papstes und der nun¬ 
mehr von Malta benannten geistlichen Ritter, endlich das Flehen des Flücht¬ 
lings Mulei- Hassan bestimmten ihn dazu. Es war der glänzendste seines 
Lebens (1333). Mit einem auserlesenen Heere und mächtiger Flotte segelte 
er von Cagliari an die afrikanische Küste, erstürmte das starke Goletta, 
schlug Schcreddin in offener Feldschlacht, und hielt in Tunis den trium- 
phirenden Einzug. Zehntausend Christenfklaven, welche nach Ucberwältigung 
ihrer Wachen sich der Citadelle bcmeistert hatten, bewirkten so schnelle Er¬ 
oberung Jezt eilten sic, beschenkt vom Kaiser, jeder in seine Heimath zu¬ 
rück, und verkündeten den Ruhm ihres Erretters durch die europäischen Län¬ 
der. M ul ei-Hassan, wieder cingcsezt in sein Land, mußte sich als spa¬ 
nischen Vasallen erkennen; auch blieb Goletta dem Kaiser. 
§. 11. Dritter Krieg. Stillstand zu Nizza. 
Während Karl auf so glorreiche Weise wider den Erbfeind des christlichen 
Namens und der europäischen Gesittung stritt, war sein, diesmal nnritter- 
licher, Rivale Franz von Neuem in Italien eingefallen. Der Zug galt, 
wie die früheren, nicht einer großen Idee, um deren willen man etwa sonst 
wcrthgeachtcte Interessen und selbst den äußeren Anstand zurücksezen mag, 
es galt nicht die Behauptung der europäischen Freiheit oder eines bestehenden 
Staatensystcms oder eine Rechtsvertheidigung, sondern blos die Befriedigung
	        
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