Eilftes Kap. Der östreichische Successionskrieg. 208
gesiedelten Protestanten seine eifernde Hand so schwer empfinden (1720—1733),
daß über dreißig Tausend der Gedrückten auswanderten, und ihre fleißigen
Arme Brandenburg, Holland, Schweden, auch England und Nord¬
amerika anboten, wo man allenthalben sic liebend aufnahm, und Blicke des
Mitleids aus ihr mütterliches Land warf. In Polen sachten die Jesuiten
den Haß der katholischen Mehrheit gegen die Dissidenten — seit dem
schwedischen Kriege auch eine politische Partei — dermaßen an, daß man
ihnen gewaltthätig ihre politischen Rechte entriß, ihre Kirchen zerstörte, und
durch gehäufte Mißhandlung deu Grund legte zum späteren Untergange des
Reiches. Selbst in der Schweiz, freilich von dem geistlichen Fürstcnthume
St. Gallen ausgehend, wüthete Religionshader, welcher Bern und Zü¬
rich zum Schuze der gedrückten Toggenburger wider die Urkantone,
nebst Glarus und Luzern, in einen blutigen Krieg rief. Der neue Land¬
friede (9. Aug. 1712), endete denselben noch glücklich. Schon hatte Frank¬
reich auf diesen Bürgerkrieg die Hoffnung der Herrschaft über Helveticn ge¬
baut; aber die von außen drohende Gefahr mahnte die Schweizer zur Eintracht.
Uebrigens war das schweizerische Land, troz mancher Gebrechen seiner bunt
gemischten Verfassung, in vieler Beziehung das glücklichste von Europa.
Dritter Abschnitt.
Von Kaiser Karl's VI. Tod bis zur französischen Revolution.
Eilst es Kapitel.
Der östreichische Duecesstonskrieg. Friedrich II. von Preußen')
8- 1. Die Weltlage bei Karl's VI. Tod.
Am 2Ostcn Oktober des Jahres 1740 starb Kaiser Karl VI., der Lezte
des habsburgischen Mannsstammes, welcher, seitdem der Ahnherr, Graf
') Geschichte des vstrcichischcn Erl'folgekrieges. Dresde» 1787. 3 Thle. Gcstândnisse
eines ôstrcichischen Vétérans. (Cogniazo). Drcsden 1788. 4 Thle. Tableau de la guerre
de la sanction pragmatique, à Berne 1742. 2 voll.