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Erstes Kap. Allgemeine Weltlage. 
Die Gcwinnste des äußeren Handels jedoch so wenig, als jene der ein¬ 
heimischen Industrie kamen unocrkümmert Denjenigen zum Guten, deren Talent, 
Fleiß oder Glück sie errungen hatte. Die Finanz schlug ihre gierigen Hände 
darauf, und zog sie mit steigender Geschicklichkeit in ihren fortan gefräßigeren 
Schlund. Auch war sie es vorzüglich, um derentwillen die Negierungen 
Landbau, Gewerbflciß und Handel möglichst zu heben suchten. Man bereitete 
sich in ihnen drei große Quellen für die leichtere Füllung der Staats- oder der 
fürstlichen Kassen, und bald kam die Idee auf, daß in dieser Füllung der 
oberste Zweck, wenigstens die erwünschlichste Frucht aller Privaitwrthschaften 
— als so vieler Elemente der Staats- oder fürstlichen Wirthschaft — liege. 
Allmälig verwandelte sich die Nechtsftage: wie viel man von dem Bürger an 
Beiträgen für den Staatszweck fordern dürfe? in die wirthschaftliche: 
wie viel man ihm — unbeschadet seiner Forterhaltung oder der fortlaufenden 
Produktion — nehmen könne?' d. h. also: wie viel man ihm unumgänglich 
lassen müsse? — Ja, es waren dieses noch die besseren Finanziers, welche 
also fragten; denn Viele nahmen schlechthin weg, wo etwas zu nehmen war, 
unerschöpflich in Erfindung neuer Steuerarten, d. h. neuer Mittel des Hab- 
hastwcrdens, aber unbekümmert um die Noth des Besteuerten, unbekümmert 
selbst um den nachhaltigen Ertrag. Es wurden also — die begünstigten 
Klassen ausgenommen — die Bürger, bei aller Zunahme des Landbanes und 
der Industrie, im Grunde nicht reicher, als zuvor, vielmehr ärmer, aber sie 
trugen dem Staate — oder dem Herrn — mehr ein. Auch galt es für 
die Probe der staatswirthschaftlichen Weisheit, dieses Ertrages Summe mög¬ 
lichst zu erhöhen. 
Aber mit aller Kunst und mit aller Erpressung gelangte die Finanz 
nicht dahin, die stets unmäßigeren Bedürfnisse der Regierungen zu stillen. 
Die seit Ludwig XIV. und nach seinem verführerischen Beispiel unerhört ge¬ 
steigerte Hofpracht, mehr noch das unaufhaltsam fortschreitende Unwesen 
der stehenden Heere lagerten sich vampyrartig über die Länder Emopa's, 
den Völkern das Herzblut aussaugend. Was des Landmannes geduldige 
Mühe, der nimmer ruhende Gcwerbfleiß des Städters, des Handelsmannes 
Glück und Muth errangen, aller Segen der Natur und alle Früchte der 
Emsigkeit reichten nicht hin zur Sättigung der Höfe und der Soldaten. 
Selbst in den Zeiten der Ruhe nicht, weit weniger in jenen des Krieges oder 
ungewöhnlicher Bedrängniß. Da sing man an, auf die Ernten der Zukunft 
v. Rctteck, allgcm. Geschichte. VHI. 2
	        
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