Der dreißigjährige Krieg
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Erbitterung hervor. Zum Bruche aber kam es, als die evange¬
lischen Untertanen zweier geistlicher Herren, in der Meinung,
Kirchengut sei königlicher Besitz, zu Braunau und Klostergrab
neue Kirchen erbauten, und die eine von dem Grundherren ge¬
schlossen, die andere gar niedergerissen wurde. Da der Kaiser
die Beschwerden der Defensoren zurück wies, kam es zu einer
Gewalttat, dem Prager Fenstersturz. Dann wurden von den
Böhmen 30 Direktoren als vorläufige Regierung eingesetzt.
§ 195. Der böhmisch-pfälzische und der niedersächsisch-dänische
Krieg. Matthias wäre zur Nachgiebigkeit geneigt gewesen, wurde
hieran aber durch den Erzherzog Ferdinand, den künftigen Erben
der österreichischen Gesamtlande, gehindert. Die Stände warben
Truppen und stellten den Grafen Thurn an deren Spitze, auch der
Söldnerführer Graf Emst von Mansfeld zog ihnen zu. Daher mußte
ein in Böhmen eingefallenes kaiserliches Heer das Land schnell Erfolg der
. . .. Böhmen
wieder raumen.
Im März 1619 starb Matthias, und mit Ferdinand, dem hart¬
näckigen Feinde ihres Glaubens und ihrer Freiheiten, wollten die
Böhmen keine Verständigung, obwohl er schon als Nachfolger an¬
erkannt war. Auch Mähren, Schlesien und die Lausitz schlossen
sich jetzt dem Aufstande an; zugleich verlangten die evangelischen
Stände Österreichs von Ferdinand Glaubensfreiheit. Da gelang es Ferdi-
Ferdinands Wahl zum deutschen Kaiser durchzusetzen und deutscher
somit auch das Reich in die böhmischen Wirren zu verstricken. (I^1—^637)
Inzwischen aber entsetzte ein Generallandtag in Prag Ferdinand
der Krone Böhmens und wählte den jungen Pfalzgrafen Friedrich V.
zum König, den seine Stellung an der Spitze der Union, und der
Umstand, daß er Jakobs I. von England Schwiegersohn war,
empfahlen (August 1619). Doch die Union und England hielten
sich zurück, weil sie eine Rebellion gegen den rechtmäßigen Landes¬
fürsten nicht unterstützen wollten, und der einzige Bundesgenosse
Friedrichs wurde der protestantische Fürst Gabriel Bethlen von
Siebenbürgen, der nach der Herrschaft über ganz Ungarn strebte.
Dagegen fand der Kaiser Hilfe beim Papst, bei Polen, vornehm¬
lich aber bei Spanien und der Liga; und selbst der lutherische
Kurfürst Johann Georg von Sachsen trat aus Eifersucht gegen den
calvinischen Pfälzer zu ihm über.
Die mangelnde Opferwilligkeit der böhmischen Stände und die
Unerfahrenheit und Untätigkeit ihres schwachen Königs beschleunigte
das Verhängnis. In der Schlacht am Weißen Berge vor Prag
brach die Herrschaft des Winterkönigs zusammen (Novem- Daswinter-
ber 1620). Er flüchtete, von der kaiserlichen Acht verfolgt, nach konigtnm
Holland; Ferdinand verhängte Hinrichtungen und Gütereinziehungen
in Böhmen und Mähren und machte diese Länder katholisch. So
1618
Der Prager
Fenster¬
sturz