897 
Der polnische Freiheitskampf. 
feldherren auf beiden Seiten weder angeordnet, noch vorhcrgesehen war, ent¬ 
spann sich ein Kampf, in den allmälig immer bedeutendere Massen hineinge- 
zogcn wurden, der mit furchtbarer Erbitterung den ganzen Tag hindurch 
dauerte und zuletzt, nachdem beide Theile mehrere Tausend Todte und Ver¬ 
wundete verloren hatten, daniit endigte, daß die Polen ihren Rückzug unge¬ 
hindert fortsetzten. Am folgenden Tage kam cs zu einem neuen Gefechte, 
bei dem die Russen eine Menge Leute einbüßten,, indem sie es versuchten, ein 
durch zwei sumpfige Graben durchschnittenes Erlenwätdchen zu nehmen, wel¬ 
ches den Schlüssel der polnischen Stellung bildete. Der Widerstand, den 
Diebitsch bei diesem Angriffe fand, zeigte ihm, daß er alle seine Kräfte zu¬ 
sammennehmen müsse, wenn er denselben brechen wollte. General Scha- 
chowskoi, der mit seinem Grenadicrcorps noch auf dem rechten User des Bug 
zurück war, erhielt den Befehl, in Eilmärschen heranzuziehen; er sollte die 
Polen in die linke Flanke fassen und von Praga abschneiden, während Die¬ 
bitsch mit der Hauptmacht sie in der Fronte angriff. Schachowskoi's An¬ 
näherung konnte aber nicht unentdeckt bleiben. Nachdem er den Bug über¬ 
schritten und das schwache polnische Corps des Generals Jankowski bis nach 
Bialolcnka vor sich hergedrängt hatte, wurde er hier durch einige polnische 
Bataillone so lange aufgehalten, daß am 23. Februar General Krukowiecki 
mit überlegener Macht heranrücken konnte, der hierauf die Russen ihrerseits 
zum Rückzüge zwang. General Diebitsch, um Schachowskoi zu retten, der 
verloren gewesen wäre, wenn ihm nicht bei Zeiten Luft gemacht wurde, sah 
sich genöthigt, die Schlacht ohne ihn zu schlagen. Der Hauptangriff der 
Russen war gegen das Erlenwäldchen vor dem Dorfe Grochow gerichtet, das 
sie bereits am 20. vergebens zu nehmen versucht hatten, und welches nicht 
umgangen werden konnte, weil dasselbe die große Straße beherrschte, auf der 
die russische Hauptmacht vorrücken mußte. Chlopicki, der ohne amtlichen Auf¬ 
trag an Radziwils Stelle den Befehl übernahm, hatte zur Vertheidigung des 
Wäldchens den General Zymirski mit zwölf Bataillonen bestimmt, zu dessen 
Unterstützung Skrzynccki mit dreizehn Bataillonen weiter rückwärts aufgestellt 
war. Das Wäldchen, gegen welches von russischer Seite nach und nach 34 
Bataillone andrangen, wurde von den Polen mit heldenmüthiger Tapferkeit 
vertheidigt. Genommen und wiedergenommen blieb es der Mittelpunkt des 
Kampfes, auf den von beiden Seiten sich alle Anstrengungen richteten. Schon 
ist Zymirski tödtlich verwundet vom Schlachtfclde weggetragen, als Skrzy-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.