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Drittes Hauptstück. 
Laybach zu nehmen; von seinen Truppen, die in das Innere gebracht werden 
sollten, gelang es dem größten Theile, da sie nur nachlässig bewacht wurden, 
nach ihrem Vaterlande zu entkommen. 
Während Dwcrnicki's kübner Neiterzug ein so trauriges Ende nahm, 
trug man sich in Warschau noch mit den glänzendsten Erwartungen von dem¬ 
selben. Im polnischen Hauptquartiere erkannte man jedoch seine wahre Lage, 
als von Poreck die Meldung einging, daß er sich längs der galicischen Grenze 
nach Podolien zu wenden beabsichtigte. Der Brigade-General Chrzanowski, 
nach Prondzynski der geschickteste Anführer des polnischen Heeres, machte den 
Vorschlag, zu seiner Rettung ein Truppencorps nach Zamosc zu entsenden. 
Skrzynecki stellte ihn selbst an die Spitze, und am 3. Mai brach er mit 
6300 Mann Kerntruppen und 10 Geschützen von dem Hauptquartiere Jcn- 
drzejow auf, um mitten durch die russischen Stellungen nach seinem Bestim¬ 
mungsorte zu marschircn. Am 7. erreichte er Kock und erfuhr hier von rus¬ 
sischen Gefangenen das Schicksal Dwcrnicki's. Er verweilte anderthalb Tage, 
um neue Befehle von dem Oberbefehlshaber einzuholen, und setzte erst 
am 9. seinen Marsch fort. An demselben Tage schlug er den General Fäst, 
den Kreutz ihm entgegen geschickt hatte, am 10. wurde er von Kreutz selbst 
bei Lubartow angegriffen, entzog sich aber durch kluge Bewegungen und ge¬ 
waltige Märsche dem weit überlegenen Feinde und traf am 12. Mai mit 
500 Gefangenen in Zamosc ein, nachdem er in zweimal 24 Stunden mehr als 
vierzehn Meilen Weges zurückgelegt hatte. 
An dem Tage seines Ansbruches von Jendrzejow kam in Warschau ein 
Abgesandter aus Lithauen an, der die erste genauere Kunde von der außer¬ 
ordentlichen Verbreitung des Aufstandes in dieser Provinz brachte und Officiere, 
Waffen, Schießbedarf, besonders aber Kanonen verlangte, weil diese unent¬ 
behrlich wären, um die Bauern zum Kampfe gegen die Russen zu ermuthigen. 
Der Lithauer wurde sogleich in das Hauptquartier geschickt, wo er von Skrzy¬ 
necki das Versprechen erlangte, daß zwar nicht ein Armeecorps, wie er wünschte, 
aber ein General mit einer hinreichenden Anzahl Officiere zur Leitung des 
Aufstandes entsandt werden sollte. Die Unzufriedenheit des polnischen Heeres 
über die Unthätigkeit, in der es gegen seinen Willen gehalten wurde, war 
inzwischen auf den höchsten Grad gestiegen. Die Nachricht von dem Untcr- 
gange des heldcnmüthigen Dwernicki versetzte die tapferen Krieger, unter 
denen sich wenige fanden, die nicht jeden Augenblick mit Freuden bereit
	        
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