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48 Erstes Hauptstück. 
das Meiste dazu beitrug, wenn besonders im Kriegswesen, aber auch in 
mancher andern Beziehung, die Bemühungen der rückwärts drängenden Partei 
ihr Ziel verfehlten. Bereits zu Anfang des Jahres 1818, als noch Niemand 
im Ernste an die erst im folgenden Jahre aufgespürten demagogischen Um¬ 
triebe dachte, war eine Denkschrift aus der Feder eines hochgestellten Mannes 
in die Hände des Königs gelaugt, welche auf das Gemüth des gerechten und 
weisen, aber mit dem Geiste der neuen Zeit nicht hinlänglich vertrauten 
Fürsten einen sehr niederschlagenden Eindruck hervorbrachte. Die höchsten 
Behörden wurden beschuldigt, von dem Gifte revolutionairer Grundsätze an¬ 
gesteckt zu seyn und durch ihre Maßregeln eine Wendung der Dinge vorzube¬ 
reiten, die den preußischen Staat in eine ähnliche Lage versetzen müsse, wie 
jene, in welcher sich Frankreich im Jahre 1789 befand. Das Heer wurde 
als unzuverlässig geschildert, weil dasselbe durch die allgemeine Dienstpflicht 
in zu naher Berührung mit dem Volke stehe und zugleich allen Ständen eine 
drückende Last auflege, während die kurze Dienstzeit keine Ausbildung einer 
tüchtigen militairischen Zucht gestatte. Als besonders gefahrdrohend aber 
war die Anstalt der Landwehr bezeichnet, die in ihrem Wesen eine wahre 
Volksbewaffnung sey und mitten im Frieden eine zahlreiche bewaffnete Masse 
aufstelle, über welche der Fürst keinen Zügel habe. Dem Obristen von Witz- 
leben gelang es, die Besorgnisse zu zerstreuen, welche diese Denkschrift zu 
erwecken geeignet war. Er rechtfertigte die Behörden, au deren Treue nicht 
zu zweifeln sey, wenn auch in der Verwaltung Fehler vorfallen möchten, wie 
man namentlich den Grundsatz angenommen zu haben scheine, daß alles Alte 
verbannt werden müsse, mehr weil es alt, als weil es untauglich sey. Da¬ 
gegen hob er hervor, das größte llnglück, was einen Staat treffen könne 
und woraus sich unberechenbares llcbcl entwickeln müsse, sey Störung der 
innigen Vereinigung des Fürsten mit dem Volke, Trennung des Hauptes vom 
Körper. Nur da sey Heil und Segen, wo der Kopf den Rumpf belebe und 
leite, wo Fürst und Volk als ein untrennbares Ganzes gedacht werden, und 
die seyen ebenso ladclnswcrth, die den Fürsten vom Volke, als jene, die 
das Volk vom Fürsten zu trennen beabsichtigten. Die allgemeine Dienst¬ 
pflicht vertheidigte er, indem er bemerkte, daß sic ein Band sey, welches 
das ganze Volk umschließe, und dessen Enden sich in den Händen des 
Monarchen befänden; sie sey deshalb der sicherste Schild und Schutz des 
Thrones; und eö sey ein merkwürdiges Zeichen der Zeit, daß gerade die ge-
	        
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