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TIL Dos deutscht Reich.
er alles vermöge, setzte er sich zur Zeit der nahenden
Fluth ans Meer hin und sprach zu den heranziehenden
Wellen mit majestätischer Stimme: „Ich gebiete euch,
daß ihr meine Füße nicht benetzt!" Aber siehe, eine un¬
gezogene Woge kam und schlug über seine Füße und be¬
spritzte ihm noch das Gesicht. Hier stand er auf und
sprach lachend zu den Schmeichlern: „Da sehet ihr, was
iä) vermag! Nicht einmal dieses schlechte Wasser gehorcht
mir! Gott allein die Ehre!" Unter ihm gieng es Eng¬
land wohl.
Nach seinem Tode zerfiel seine Herrschaft und es ge¬
langte wieder ein Angelsächsischer Prinz, Eduard der
Bekenner, ans Englands Thron.
Aber schon dessen Nachfolger mußte abermals einem
Norman», freilich einem französirten, weichen. Der
Herzog der Normandie, W i l h e l m d e r E r o b e r e r,
machte Erbansprüche auf die englische Krone und zog
herüber, ein fester »nd harter, kluger und verschlagener
Mann. Er landete mit 3000 Schiffen »nd 60,000 kühnen
Kriegern. Unter ihnen befanden sich auch französische
und niederländische Ritter; denn es erwachte jetzt allge¬
mein eine Lust zu Abenteuern. Beim Anssteigen aus
dem Schiffe strauchelte Wilhelm und fiel zu Boden, das
konnte von den Abergläubischen als eine böse Vorbedeu¬
tung betrachtet werde»; allein er rief schnell: „So halt
ich dich. Engelland!" und seine Krieger jubelten und
giengen siegesfreudig in die furchtbar blutige Schlacht bei
Hastings (1066), in welcher der englische König und
die meisten seiner Leute umkamen.
Wilhelm von d e r N o r m a n d i e hatte — 10 Jahre
nach Kaiser Heinrichs III. Ableben — England ge¬
wonnen und — er hielt es fest. Empörungen unter¬
drückte er mit den grausamsten Strafen und besetzte alle
Aemter mit seinen Ausländern. Alles muß sich ihm
beugen und stille gehorchen. Er baute die gewaltige
englische Königsburg, den Tower, und wie derselbe
heute noch steht, so dauert das Regcntengeschlecht von