336 
VIII. Das Papstthum. 
zuerst Egypten, dessen Sultan das heilige Land be« 
herrschte, selbst an. Die feindliche Flotte wurde besiegt 
und die feste Stadt Damiette erobert. Gleich ließ er 
die dortigen Moscheen in christliche Kirchen umwandeln. 
Voll Hoffnnngsfreudigkeit, mit neuer Mannschaft aus 
Frankreich verstärkt, gieng er jetzt aus die Sultansresidenz 
Cairo los; allein Unkenntniß der Wege, Sonnenhitze, 
Hunger, Durst und Seuchen vereinigten sich mit der 
feindlichen Uebermacht zum Verderben seines Heeres, so 
daß er nach schweren Kämpfen genöthigt war, sich mit 
dem Reste desselben gefangen zu geben. Viele der 
Gefangenen wurden niedergehauen und der König selbst 
mit dem Tode bedroht, wenn er nicht Muselman 
würde; er streckte aber willig seinen Hals dar, ehe er 
seinen Herrn Christus verleugnete. Indessen erfüllten sie 
die Drohung nicht, ließen sich aber für seine Freiheit 
800,000 Byzantinische Goldgulden bezahlen und das er« 
oberte Damiette herausgeben. Aufs Tiefste gebeugt kehrte 
er a. 1254 nach Frankreich zurück. 
Und doch blickte er immer anfs neue sehnlich nach 
dem heiligen Lande hinüber, für dessen Wiedereroberung 
der Eifer in der übrigen Christenheit fast ganz erloschen 
war; und es ließ ihm keine Ruhe, er mußte in alternden 
Tagen noch seinen Kreuzzng wiederholen. Er schiffte 
a. 1270 mit 60,000 Mann nach dem nähern Tunis 
auf der nordafrikanischen Küste, um schon von dort ans 
über die Saracenen siegend vorzuschreitc». Kaum aber 
war er gelandet, so brach in der glühenden Sonnenhitze 
eine schreckliche Seuche unter seinem Heere aus, welche 
einen großen Theil desselben und ihn selbst, in seinem 
56. Lebensjahre, dahinraffte. Die Hände krenzweis über 
die Brust gelegt, die Angen gen Himmel gerichtet sprach 
er sterbend: „Herr, ich will in dein Haus gehen, in dei¬ 
nem heiligen Tempel will ich anbeten und deinen Namen 
verherrlichen!" Sein Tod erweckte in Frankreich und im 
ganzen Abendlande die schmerzlichste Betrübniß. 27 Jahre 
nachher wurde er unter die Heiligen versetzt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.