1538 zu Nizza i) ein zehnjähriger Waffenstillstand zu Stande, nach welchem
beide Theile in ihren bisherigen Besitzungen verblieben. Bei diesem Kriege
war Franz zum Leidwesen der Christenheit mit Soliman verbündet gewesen,
welcher ihn auch durch einen Einsall in Ungarn unterstützt hatte.
7. Karls Zug gegen Algier. Im Jahre 1541 unternahm Karl
eine zweite Fahrt nach Afrika. Diesmal ging der Zng, wie schon früher
beschlossen war, gegen Algier, von wo aus Haradin von Neuem dem spa¬
nischen und italienischen Handel großen Schaden zugefügt hatte. Leider
wählte Karl zu dieser Unternehmung die ungünstigste Jahreszeit (es war
im Oktober) und der erfahrene Seemann, Andreas Doria, weissagte einen
schlimmen Ausgang. Allein der Kaiser ließ sich von seinem Vorhaben nicht
abbringen und die Abfahrt begann (von Kartagena aus). Das Heer lan¬
dete zwar glücklich, aber dennoch gingen Dorias Besorgnisse in Erfüllung.
Schon in der zweiten Stacht erhub sich ein furchtbarer Sturm, riß die Schiffe
von den Ankern und warf sie an die Küste oder in das hohe Meer. Die
Soldaten, welche ohne Zelt und Obdach auf einer moorigen Ebene lager¬
ten, mußten sich an ihren in die Erde gestoßenen Lanzen festhalten, um
nicht vom Winde umgeweht zu werden. Dazu kam ein heftiger Platzregen,
welcher den Boden in einen Morast verwandelte und jede Unternehmung
verhinderte. Eine Hungersnoth und fortwährende Angriffe der Türken
vollendeten das Unglück des Heeres, rind Karl mußte sich nach unsäglichen
Leiden noch glücklich schätzen, wenigstens die Trümmer desselben wieder ein¬
schiffen zu können. Er selbst zeigte in dieser entsetzlichen Lage die schön-
stcir Eigenschaften eines Helden und Heerführers; Unerschrockenheit, Muth,
Menschlichkeit und Mitgefühl zeichneten ihn auf gleiche Weise aus. Er theilte
mit den geringsten Kriegern alle Beschwerden, setzte seine Person überall
aus, wo Gefahr drohte, -ermuthigte die Verzweifelnden, sprach den Kranken
Trost zu, beseelte Alle durch Wort und Beispiel. Bei der Einschiffung war
er einer der letzten, obschon ein Haufe Araber ganz in der Nähe umher
schwärmte. Die Heimfahrt ging im Ganzen glücklich von Statten.
8. VierterKricg gegenFranz (1542— 1544). Das von Karl
erlittene Unglück bewog Franz, der auch jetzt wieder mit Soliman verbün¬
det war, zur Wiedereröffnung des Krieges; allein auch diesmal war ihm
das Waffenglück nicht günstig. Karl drang siegreich in Frankreich ein und
stand nur noch zwei Tagereisen von Paris, wo sich bereits alles flüchtete,
— als der König Franz Friedensvorschläge that. Der Kaiser nahm sie
an, denn er wollte schnelle Aussöhnung mit diesem Feinde, weil die Ange¬
legenheiten Deutschlands immer verwickelter geworden waren; und am 24.
September 1544 kam der Friede zu Crespy (bei Laon) zu Stande. Es
ist der letzte, den Karl mit dem König Franz geschlossen hat. Man än¬
derte in der Hauptsache nichts: Burgund blieb bei Frankreich, Mailand
aber dem Kaiser2).
9. Karls Abdankung und Tod. Als Karl sich seiner äußeren
*) Nizza, Stadt am mittelländischen Meere, seit 1860 von Frankreich „annectirt."
Franz starb im Jahre 1547. Mit seinem Nachfolger Heinrich II. (1547
—1559) hatte der Kaiser mehrere Kampfe (von 1552—1555) zu bestehen. Sie
wurden 1556 durch den Waffenstillstand zu Bauteiles (bei Eambrah) beigelegt, indem
Frankreich die deutschen Bisthümer Metz, Toul und Verdun gewann.