athenischen Gesandten eine lange, prunkende Rede hielten, in welcher sie
die Großthaten ihrer Vorfahren aufzählten und die Schonung der Stadt
als ein Recht ansprachen, entließ sie Sulla mit den strafenden Worten:
„Geht und wiederholt solck' schöne Worte in den Schulen; ich bin nicht
hier, um Geschichte zu lernen, sondern Rebellen zu züchtigen!" Endlich
ward die Stadt mit Sturm genommen (86). Die iLoldateu, über die
hartnäckige Gegenwehr ergrimmt, zogen raubend und plündernd durch die
Straßen und richteten ein furchtbares Blutbad an. Am andern Tage je¬
doch ließ Sulla ihrer zerstörenden Wuth Einhalt thun. „Ich will," sagte
er, „Vielen um Weniger, und den Lebenden um der Todten willen ver¬
zeihen." Darauf rückte er nach Böotien vor und schlug des Mithridates
Hauptmacht bei Chäronea (86) und Orchomenus (85). Die letzte
Schlacht war äußerst blutig und schien sich nach längerem Hin- und Her¬
schwanken zu Gunsten der Asiaten zu entscheiden. Da sprang Sulla vom
Pferde, riß dem nächsten Fahnenträger den Adler aus der Hand und schrie:
„Hier will ich sterben, und wenn man euch fragt, wo ihr euer» Feldherrn
verlassen habt, so sagt: bei Orchomenus!" Mit diesen Worten stürzte er
sich in das dichteste Handgemenge, seine Soldaten ihm nach und die ganze
feindliche Armee wurde vernichtet. Nach diesen Siegen setzte Sulla end¬
lich nach Asien über. Die traurigen Nachrichten von Rom und dem Schick¬
sale seiner Freunde machten ihm eine schnelle Beendigung des Krieges
wünschenswerth, daher bewilligte er dem Mithridates bei einer Zusammen¬
kunft den Frieden (84). Der König mußte alle seine Eroberungen abtre¬
ten, 2000 Talente (ungefähr 2,750,000 Thaler) zahlen und 70 Schiffe
ausliefern. Von den kleinasiatischen Städten, welche nun wieder in römi¬
sche Botmäßigkeit kamen, erhob Sulla als Strafe für ihren Abfall die un¬
geheure Summe von 20,000 Talenten, und von diesem Gelde machte er
seinen Soldaten reiche Geschenke, wodurch sie immer mehr an seine Person
gefesselt wurden. Aber eines ergebenen Heeres bedurfte er auch, da er jetzt
nach Italien zurückkehren und an seinen Privatseindess Rache nehmen wollte.
10. Unterdessen hatten auch die Häupter der Marianischcn Partei
Vorkehrungen getroffen, um das herüberkommende „Doppelthier, das die
Kraft des Löwen mit der Schlauheit des Fuchses verbiude" —- so nann¬
ten sie Sulla — kräftig zu empfangen. Ihr Heer belief sich auf 200,000
Mann, besaß aber keine tüchtigen Feldherren. Marius und Ein na wa¬
ren nicht mehr; jener ergab sich aus Furcht vor Sulla's Rückkehr dem
Trünke und starb am siebzehnten Tage seines siebenten Konsulats an den
Folgen der Unmäßigkeit (86); dieser wurde, als er mit einem Heere zu
Sulla's Bekämpfung nach Griechenland übersetzen wollte, von seinen eige¬
nen Soldaten zu Ankona ermordet (84). Sulla landete im Jahre 83
zu Brundusium (Brindisi) und zog, nachdem er die Anhänger des Marius
in 15 Schlachten geschlagen hatte, als Sieger in Rom ein (82).
So war denn Rom und ganz Italien in Sulla's Hand. Aber statt
des Jubels, mit welchem die geängstigte Hauptstadt den Sieger empfing,
ertönte bald ein gräßliches Jammergeschrei und dazwischen das Geklirre
der Schwerter und das Toben der plündernden und mordenden Soldaten.
-Lulla nahm Racke, furchtbare Rache an seinen Gegnern und überbot an
Grausamkeit selbst den Marius. 6000 Samuitcr, welche sich in einer