Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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welche ihre Künstler und Handwerker verarbeiteten, ans der Ferne 
und hatten daher auch einen ausgedehnten Landhandel. Für den 
Landhandel werden hauptsächlich folgende Karavanenstraßen erwähnt: 
1) über die Landenge von Suez nach Memphis, wo den Phöniciern 
ein eigenes Quartier eingeräumt war und sie die Erzeugnisse des 
inneren Afrika, Gold, Ebenholz, Straußfedern, Elfenbein eintausch¬ 
ten und dagegen Wein einführten; 2) nach dem glücklichen Arabien, 
von wo sie besonders Räucherwerk bezogen; 3) nach Babylon durch 
die Wüste, hauptsächlich über Tadmor oder Palmvra und den am 
Euphrat gelegenen Handelsplatz Thapsakus. Webereien, Elfenbein, 
Edelsteine und Gewürze waren hier Handelsgegenftände; 4) nach 
Armenien und dem Kaukasus, woher sie Sklaven, Pferde und 
Kupfer holten. Palästina war das Kornland der Phönicier und 
lieferte ihnen außerdem Wein, Oel und Balsam. Aus Syrien er¬ 
hielten sie theils Getreide und Wein, theils feine Wolle von den 
Nomadenstämmen, welche die syrischen und arabischen Sandwüsten 
durchzogen. 
Der Gewerbfleiß der Phönicier war mannigfaltig und für ihre Gewcrbficiß 
Zeit erstaunenswerth. Berühmt war die Gießkunst, Goldschlägerei, ""dungm^' 
Weberei und Stickerei der Tyrier; die Verfertigung von Bildwerken 
und Ornamenten wurde in Tyrus im Großen getrieben. Andere 
Erzeugnisse des phönicischen Kunstfleißes waren gefärbte Stoffe, 
sidonische Leinwand und die aus edlen Metallen, Elfenbein, Eben¬ 
holz und Bernstein verfertigten Geräthschasten. Die Erfindung des 
Glases sollen sie durch Zufall gemacht haben, indem bei einem Feuer 
die zur Unterlage eines Topfes genommenen Salpeterstücke mit dem 
Sande des Bodens und der Asche zusammenschmolzen und so das 
Glas erzeugten. Das Glas wurde meistens zu Schmucksachen und 
Gefäßen, auch wohl zu Säulen verwendet und war ein einträglicher 
Handelsartikel. Auch die Entdeckung des Purpurs sollen sie einem 
Zufall verdanken. Ein Hund soll an der Meeresküste Muschelthiere 
gefressen, sich dadurch roth gefärbt und so auf die den Purpur liefern¬ 
den Seemuschcln aufmerksam gemacht haben. Zur Purpurfärberei 
wurden zwei Arten von Schalthieren verwendet, die Trompeten- 
und die eigentliche Purpurschnecke. Unter den asiatischen Purpur¬ 
schnecken wurden die von Tyrus für die besten gehalten. Schon der 
natürliche Saft war von verschiedener Farbe. Besonders roth und 
schwarz, und durch Mischung mit anderen Stoffen wurden gegen 
dreizehn Farben hervorgebracht. Der berühmteste Purpur war der 
lyrische, von der Farbe des geronnenen Blutes. Die damit ge¬ 
färbten Zeuge hatten in der Fläche angesehen einen schwärzlichen 
Schein, von der Seite zeigten sie das glänzendste Farbenspiel. Diese 
schillernde Farbe und die unverwüstliche Dauer gaben den Purpur¬ 
zeugen ihren großen Werth. 
Die Erfindung der Rechnenkunst und der Buchstabenschrift wurde 
im Alterthum ebenfalls den Phöniciern zugeschrieben, wenigstens 
erhielten die Griechen die letztere von ihnen und von den Griechen 
die Römer. 
Die Grundlage der phönicischen Religion war Gestirndienst, Die Religion, 
der aber durch abergläubische Ausbildung der an die Sterne ge- 
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