Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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jeder Stadt einen Perser zum Oberaufseher ein. Nur zwei griechi¬ 
sche Städte Kleinasiens, Teos und Phokäa verließen lieber ihreHei- 
math, als daß sie sich den Persern unterwarfen. Die Bewohner 
von Teos segelten nach der thracischen Küste und gründeten dort 
die Stadt Abdera, welche wie einzelne deutsche Städte das Unglück 
hatte, wegen der angeblichen Dummheit ihrer Bewohner später sprich¬ 
wörtlich zu werden. 
Die Bewohner von Phokäa brachten, als sie den Persern nicht 
länger widerstehen konnten, ihre Angehörigen und Götterbilder zu 
Schiffe und fuhren nach der Insel Chios. Hier aus Eifersucht auf 
ihre Gewerbsthätigkeit nicht aufgenommen, beschlossen sie, sich auf der 
Insel Korsika niederzulassen, wo sie schon zwanzig Jahre früher 
eine Kolonie gegründet hatten. Ehe sie aber dahin fuhren, landeten 
sie noch einmal bei ihrer Vaterstadt, tödeten die persische Besatzung 
und schwuren, nicht eher nach Phokäa zurückzukehren, als bis ein 
in das Meer geworfenes Stück Eisen auf der Oberfläche schwimmen 
werde. Kaum hatten sie jedoch die Fahrt angetreten, als viele, von 
Sehnsucht nach der Heimath überwältigt, nach Phokäa zurücksegel¬ 
ten und sich der persischen Herrschaft unterwarfen. Die klebrigen 
siedelten sich in Korsika an, bestiegen aber nach einigen Jahren, durch 
die in dem toskanischen Meere herrschenden Etrusker und Karthager 
beunruhigt, wieder ihre Schiffe und ließen sich an der Küste von 
Unteritalien nieder. Auch hier konnten sie sich nicht behaupten und 
segelten nach Massilia, welches hundert Jahre früher von Phokäern 
gegründet worden war und von nun an sich nach und nach zu einer 
bedeutenden Handelsstadt erhob. 
Mit Krösus hatten die Könige von Aegypten und Babylonien 
ein Bündniß gegen Cyrus geschlossen gehabt. Daher wendete sich 
Cyrus einige Zeit nach Besiegung des lydischcn Königs gegen Ba¬ 
bylon. Er besiegte die Babylonier in einer Schlacht, vermochte 
aber ihre Stadt bei der doppelten Schutzwehr ihrer festen Mauern 
und ihrer Gewässer lange nicht zu erobern. Endlich ließ Cyrus 
das Wasser des Euphrat iu einen See ableiten, und nun drang sein 
Heer durch das seichte Flußbett iu die Stadt. Mit der Hauptstadt 
fiel das ganze Reich in die Gewalt der Perser und wurde eine per¬ 
sische Provinz (538 v. Chr.). Den von Nebukadnezar nach Ba¬ 
bylonien versetzten Juden gab Cyrus die Erlaubniß, aus Babylo¬ 
nien nach Palästina zurückzukehren. Dabei scheint er außer dem 
Mitleiden mit diesem unglücklichen Volke auch die Absicht gehabt 
zu haben, sich durch Ansiedelung dieses Volkes in der Nähe von 
Aegypten einen Weg dahin zu bahnen. Denn auch den König von 
Aegypten gedachte Cyrus wegen des Bündnisses mit Krösus zu be¬ 
strafen. Das bisher von Babylonien abhängig gewesene Phönicien 
unterwarf sich der persischen Herrschaft. Es ist jedoch nicht gewiß, 
ob das schon unter Cyrus oder erst unter dessen Nachfolger geschehen 
ist. Ueber die letzte kriegerische Unternehmung des Cyrus und über 
seinen 530 v. Chr. erfolgten Tod giebt es verschiedene Nachrichten. 
Nach dem einen Berichte wurde Cyrus im Kampfe mit dem kriege¬ 
rischen Nomadenvolke der Derbiker, welches östlich vom kaspischen 
Meere umherstreifte, verwundet und starb im Lager an seiner Wunde. 
Nach einer andern Nachricht ist Cyrus in einem Kriege gegen das
	        
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