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Einteilung
rn Satrapien
Die Abgaben.
beiteil unter dem Einflüsse der Königin Mutter, der begünstigten
Gemahlin und der Verschnittenen verhandelt. Zwar sollte der erste
Sohn von den eigentlichen Gemahlinnen die Thronfolge haben, aber
es war zugleich auch die Wahl dem Könige überlassen. Mit einer
Negierung aus dem Serail ist überhaupt eine feste Erbfolge und
eine tüchtige Erziehung unverträglich, und so sehen wir auch in der
persischen Geschichte seit Darius keinen Thronwechsel ohne die schänd¬
lichsten Gräuel vor sich gehen.
Darms theilte das Reich in zwanzig Provinzen oder Satra-
pien; dadurch wurde die Verwaltung einfach, aber auch willkürlich.
Die Satrapen waren aiis den angesehensten Familien, zuweilen
Verwandte oder Brüder des Königs; sie hatten die Verwaltung des
Landes, die Erhebung der Abgaben und die Sorge für die Beför¬
derung des Ackerbaues und die Kultur des Landes überhaupt. Die
zwanzig Satrapien bildeten eben so viele nur lose mit einander
verbundene Staaten, jeder Satrap spielte in seiner Provinz den
König; er hatte seine Hofhaltung, seinen Harem, ein zahlreiches
bewaffnetes Gefolge oder seine Haustruppen, die von den königlichen
verschieden waren. Um das Interesse des Königs wahrzunehmen,
waren in dem Gefolge des Satrapen königliche Schreiber, welchen
die Befehle des Königs eingehändigt wurden, um sie den Satrapen
zu eröffnen. Für diese Befehle wurde der schnellste Gehorsam ver¬
langt, und jede Widerspenstigkeit galt für Empörung. Die Besei¬
tigung oder Hinrichtung eines rebellischen Satrapen erfolgte ohne
Beobachtung einer rechtlichen Form. Der König sandte einen Be¬
vollmächtigten, welcher den Trabanten des Satrapen den Befehl zu
dessen Hinrichtung überbrachte, und die Trabanten hieben den Sa¬
trapen mit ihren Säbeln nieder. Um die Befehle des Königs in
die Provinzen und Berichte aus den letzteren schnell an den Hof zu
befördern, waren Eilboten angestellt, welche nach Stationen ver¬
theilt waren. Jährlich sandte der König einen Bevollmächtigten an
der Spitze eines Heeres in die Provinzen, welcher das Betragen
und die Verwaltung der Satrapen untersuchte und sie nach den
Umständen entweder unterstützte oder bestrafte. Den Oberbefehl über
die in der Provinz stehenden königlichen Truppen scheinen in der.
früheren Zeit die Satrapen nicht gehabt zu haben. Als man spä¬
ter den Satrapen neben der Civilverwaltung auch den Befehl über
die Truppen anvertraute, einem Manne mehrere Satrapien über¬
trug und Prinzen in entfernten Gegenden königliche Macht über¬
ließ; da war Aufruhr, Zwiespalt, Willkür aller Art, kurz die Auf¬
lösung des Reiches unvermeidlich. Die persische Geschichte liefert
viele Beispiele dieser Vicekönige, welche sich bald offen empörten,
bald unter dem Titel von Satrapen sich wie unabhängige Fürsten
betrugen.
Die von Darius veranstaltete Eintheilung des Reiches in Sa¬
trapien hatte besonders eine bessere Benutzung aller Hülfsquellen des
großen Reiches und eine regelmäßige Verkeilung der Leistungen
und Lasten zum Zwecke. Denn in den unterworfenen Ländern sah
der persische Despotismus nur Werkzeuge zur Befriedigung seiner