Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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Die Sieben 
gegenTheben. 
setzen. Der damit beauftragte Hirt rettete aus Mitleid das Kind 
und gab es einem anderen Hirten, welcher in demselben Gebirge 
die Heerden des Königs Polybus von Korinth weidete. Dieser Hirt 
nannte den Knaben Oedipus und überbrachte ihn seinem Herrn. 
Pvlybus erzog den Knaben als seinen Sohn. Einst warf ein Ko¬ 
rinther dem Oedipus vor, daß er kein echter Sohn des Königs fei; 
da ging Oedipus nach Delphi, um von dem Orakel seine wahren 
Eltern zu erfragen, erhielt aber nur den Bescheid, er solle nicht in 
sein Vaterland zurückkehren, weil er sonst seinen Vater erschlagen 
und mit seiner Mutter Blutschande begehen würde. Daher kehrte 
er nicht wieder nach Korinth zurück, sondern wandte sich nach The¬ 
ben, begegnete in Phocis seinem Vater und erschlug ihn und dessen 
Wagenlenker, als ihn dieser aus dem Wege treiben wollte. In¬ 
zwischen war vor Theben die Sphinx erschienen, hatte sich auf ei¬ 
nem Felsen gelagert, gab jedem Vorübergehenden ein Räthsel auf 
und stürzte den, welcher es nicht lösen konnte, von dem Felsen herab. 
Man versprach dem, welcher die Stadt von dieser Plage befreien 
würde, den erledigten Thron und die Hand der Jokaste. Oedipus 
löste das Räthsel, welches die Sphinx ihm aufgab, die Sphinx 
stürzte sich vom Felsen herab, und Jokaste reichte in dem Fremd¬ 
ling ihrem eigenen Sohne die Hand. Lange herrschte Oedipus glück¬ 
lich und geliebt und zeugte mit Jokaste zwei Söhne und zwei Töch¬ 
ter: den Eteokles und Polynices, die Antigone und Jsmene, aber 
endlich kam eine Pest über das Land, und das Orakel befahl, ven 
Mörder des Laius zu vertreiben, wenn man die Pest entfernen 
wolle. Daher sprach Oedipus über denselben einen Fluch und Bann 
aus. Beim Nachforschen erfuhr Oedipus von dem Seher Tiresias 
die gräßliche Wahrheit, daß er der Mörder seines Vaters und zu¬ 
gleich der Gemahl seiner Mutter sei. Jokaste erhängte sich in der 
Verzweiflung und Oedipus stach sich die Augen aus. Dann wird 
Oedipus aus der Stadt getrieben und flucht seinen Söhnen, weil 
sie an seiner Vertreibung Theil genommen haben. Von Antigone 
geleitet, irrt Oedipus bettelnd in fremden Ländern umher, bis er 
zum Hain der Eumeniden bei Kolonos in Attika gelangt, wo ihm ein 
verklärtes Ende bestimmt ist. Ausgesöhnt sind die höheren Mächte, 
und ein Orakel verkündet, das Land, wo sein Leib ruhe, werde vor 
seinen Nachbarn sicher sein. Die Thebaner wollen ihn jetzt zurück¬ 
holen, aber er wird von Theseus geschützt und schmerzlos der Erde 
entrückt. 
Zwischen Eteokles und Polynices entspann sich ein Streit um 
die Herrschaft. Polynices mußte weichen und begab sich zu dem 
König Adrastus von Argos, welcher ihm seine Tochter zur Gemah¬ 
lin gab und ihm Unterstützung versprach. Sieben Helden, Polyni¬ 
ces, Adrastus, der Seher Amphiaraus und noch vier andere Helden 
zogen gegen Theben. Das Unternehmen fiel" unglücklich aus, wie 
Amphiaraus vorausgesagt hatte. Eteokles und Polynices tödeten 
sich gegenseitig im Zweikampfe und von den Sieben entkam nur 
Adrastus durch schnelle Flucht. Man setzt diesen Krieg gegen The¬ 
ben in das 1225. Jahr v. Chr.
	        
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