Full text: Geschichte des Alterthums (Theil 1)

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bei der Eroberung des Landes ihren Wohnsitz in Sparta behalten, 
hier den Doriern gleichgestanden und zu den Spartiaten gehört 
zu haben. 
Viel drückender als das Verhältniß der Periöken war das der 
Heloten. Sie waren in gewisser Hinsicht Staatssklaven, sie gehör¬ 
ten eigentlich dem Staate, der ihren Besitz den Einzelnen zutheilte 
und allein sie freilassen konnte. Dem einzelnen Spartiaten, war 
nicht gestattet sie frei zu lassen oder zu verkaufen, weil sie größten- 
theils zu liegenden Gründen gehörten und diese als unveräußerlich 
galten. Die Heloten hatten ihre eigenen Wohnungen, und ihre 
Dienste und Leistungen waren festgesetzt. Sie zinsten ein bestimm¬ 
tes Maß von Getreide, Oel und Wein, aber nicht wie die Periö¬ 
ken an den Staat, sondern an ihre Herren. Das Maß war für 
immer bestimmt und daher kaM ihnen sowohl der Gewinn bei gu¬ 
ter, als der Verlust bei schlechter Ernte zu. Dadurch wurden sie 
zum fleißigen Betrieb des Ackerbaus angeregt. Theils durch einen 
reichlichen Ertrag des Landes, theils im Kriege sammelten sich mit¬ 
unter Heloten ein nicht unbedeutendes Vermögen. Einzelnen lag 
die Bedienung der Herren z. B. beim Mahle ob. Auch brauchte 
der Staat zu öffentlichen Verrichtungen gewiß eine große Anzahl 
derselben. Im Felde dienten die Heloten nur in außerordentlichen 
Fällen als Hopliten und erhielten dann wohl gewöhnlich die Frei¬ 
heit. Sonst zogen sie als Leichtbewaffnete aus; in der Schlacht 
bei Platää hatten 5000 Spartiaten 35,000 Heloten bei sich; jedem 
Spartiaten waren 7 Heloten beigeordnet. Einer derselben war 
vorzugsweise der Diener, der Knappe seines Herrn. Auf der Flotte 
versahen die Heloten den Matrosendienst. Auch gab es in Sparta, 
wenn auch in geringer Anzahl, eigentliche Sklaven, welche durch 
Raub oder Handel aus den Ländern der Barbaren herbeigeholt 
waren und von denen in den griechischen Handelsstaaten, wie in 
Athen, eine große Menge vorhanden war. Spätere Schriftsteller 
haben, mehr Einzelnes herausgreifend, als das Ganze im Zusam¬ 
menhange betrachtend, das allerdings drückende Verhältniß der He¬ 
loten mit schwarzen Farben gemalt. Wenn Plutarch erzählt, daß 
die Heloten zur Warnung der jungen Spartiaten sich hätten be¬ 
trinken und unanständige Tänze tanzen müssen; so sträubt sich der 
natürliche Sinn gegen eine solche Erziehungsmethode. Wie konnte 
man denn Menschen so entwürdigen, die man als Pädagogen über 
die jüngeren Kinder setzte? Helotinnen waren auch im königlichen 
Hause die Ammen und genossen sicher alle Pietät, mit der man im 
Alterthum die Wärterinnen der Jugend ehrte. Allerdings beschränk¬ 
ten die dorischen Gesetze der strengen Mäßigkeit die Heloten nicht, 
und so konnten Beispiele der Trunkenheit unter ihnen zur Empfeh¬ 
lung der Nüchternheit dienen. Auch waren die spartiatischen Na¬ 
tionallieder und Nationaltänze den Heloten untersagt; dagegen hat¬ 
ten diese eigene mehr ausgelassene und possenhafte, welche zu jener 
Erzählung Veranlassung gegeben haben. Verrufen ist die soge¬ 
nannte Kryptie, unter welcher man eine jährlich zu bestimmter Zeit 
von den spartanischen Jünglingen angestellte Jagd der Heloten ver¬ 
steht. Bei Nacht habe man sie meuchelmörderisch angefallen und 
auch bei Tage förmlich gehetzt, um ihre Anzahl zu vermindern und
	        
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