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%t!mnbetb Die Germanen find neben den Griechen und Römern der wich-
Gcrmanen. tigste Zweig des indogermanischen Völkerstammes. Wie für die
alte Geschichte der griechisch-lateinische Völkerzweig der wichtigste
ist, so ist es für die mittlere und neuere Geschichte der germanische.
Der germanische Völkerzweig ist wahrscheinlich zunächst nach dem
keltischen aus Asien in-Europa eingewandert. Der Name Germa¬
nen kann seiner Ableitung und Wortbedeutung nach nicht mit Zu¬
verlässigkeit erklärt werden. Einige Gelehrte haben ihn mit den
alten deutschen Namen Erman, Hermann, Jrman und Jrmin in
Verbindung gebracht; > andere sind der Meinung, daß derselbe kein
einheimischer Name gewesen, sondern von den Kelten den Deut¬
schen beigelegt worden sei und nach der einen Ansicht Bewohner
rauher Waldgebirge, nach einer anderen Schreier oder tapfere Kriegs¬
männer bedeute. Die Ableitungen von dem lateinischen Worte ger-
manus, welches Bruder bedeutet, von dem altdeutschen Worte Ger
d. i. Speer, und von Wehre sind längst verworfen. Der Name
Suevi, besser Suebi, ist die Bezeichnung der Völker der alten un¬
steten (schwebenden) Lebensweise. Bei Tacitus umfaßt der Name
Suevi die östlichen Völker und an diesen vorzüglich schildert Strabo
die alte Sitte. Der Mittelpunkt des Suevenstaates lag bei den
Semnonen, wo die suevischen Völker in grauser Feier ihre Verbin¬
dung erneuerten. Später haben einzelne Völker die alten Gesammt-
namen zu ihrer besonderen Bezeichnung gewählt. Ueber die Her-
leitung des seit dem neunten Jahrhundert aufgenommenen Namens
Deutsche sind die Gelehrten nicht einig. Nach der einen Ansicht
soll er von dem altdeutschen Worte Diutan d. i. deuten, verständ¬
lich machen, nach der anderen von dem gothischen Worte Thiuda
d. i. Volk herzuleiten sein. Nach der ersteren Ableitung würden
Deutsche diejenigen, welche dieselbe Sprache sprechen, nach der zwei¬
ten Leute desselben Volkes bezeichnen. Die Germanen waren in eine
mannigfache Reihe von Völkerschaften verzweigt, deren Entstehung vor
alle Geschichte fällt; aber trotz aller Zersplitterung und trotz aller Stam¬
mesunterschiede machten diese Glieder doch auf die Fremden den Ein¬
druck des Zusammengehörens zu einem großen Ganzen, zu einer nach
außen hin abgegrenzten Nationalität. Auch bei den Germanen selbst ist
vom Anfange an ein gewisses Bewußtsein der Nationalität, wenn auch
mehr in der Absonderung von dem Fremden als in festem Anschlie¬
ßen an den Volksgenossen sichtbar, vorhanden gewesen.
Die Zweige Nach Tacitus feierten die Germanen in alten Liedern als ihre
der er Stammväter den aus der Erde entsprossenen Gott Tuisco und
Germanen, Sohn Mannus, von dessen drei Söhnen die drei Volks¬
stämme der Jngävonen, Jstävonen und Herminonen ent¬
sprossen wären. Tuisco oder Tiuseo bedeutet Gott, oberster Gott,
unter welchem sie sich wohl den Allvater Wodan oder Odin dach¬
ten. Mann aber ist der Mensch, der erste Mensch, und die Eigen¬
namen der Jngävonen, Jstävonen und Herminonen bedeuten die
Edlen, Vornehmen, Starken. Die Jngävonen wohnen im Tief¬
lande längs der Küste: die Herminonen find im Oberlande aus¬
gebreitet, die Jstävonen aber im Osten. Aber auch in Skandi¬
navien waren Germanen, die Hillevionen d. h. Bewohner des