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land selbst der Glanz ihrer Krone ihre monarchische Gewalt. Wäh¬
rend die Hohenstaufen um den Besitz des schönen Jtalien's rangen,
ging der Boden unter ihren Füßen verloren, auf welchem ihre
Macht gegründet war, und das deutsche Königthum büßte immer
mehr von seinem Ansehen ein. Aber nicht nur die Züge nach
Italien haben die kaiserliche Macht geschwächt, sondern auch der
Kampf mit den Welfen, welche nach der Krone strebten, und
die Kämpfe mit den Päpsten, welche die weltliche Gewalt
unter das Joch der Hierarchie zu beugen bemüht waren und ihren
Gegnern Gegenkönige entgegensetzten. Um sich in dem Kampfe der
Parteien Freunde zu erhalten, vergaben die Hohenstaufen mit vol¬
len Händen Reichs- und Hoheitsrechte, verschleuderten ihr Stamm¬
gut und beraubten sich so der Grundlage ihrer Macht. Die her¬
zogliche Würde hatte durch die Erblichkeit (S. 267) eine solche
Verstärkung ihrer Gewalt erlangt, daß sie eben so sehr für das
kaiserliche Ansehen, als für die Reichsunmittelbarkeit der unter ihr
stehenden Bischöfe, Pfalzgrafen, Markgrafen, Grafen und Herren,
gefährlich war. Andererseits waren auch diese im Aufstreben be¬
griffen, sie suchten die Herzogthümer zu sprengen und zu den Reichs¬
ämtern, die sie besaßen, die herzoglichen Rechte zu erwerben. Die
Kaiser unterstützten dieses Streben, weil die Schwächung der Her¬
zogthümer auch in ihrem Interesse war.
Das Heinrich dem Löwen entrissene Herzogthum Sachsen
wurde getheilt. Den einen Theil, so weit es sich in das Bis¬
thum Paderborn erstreckte, erhielt das Erzstift Köln. Den übrigen
Theil, welcher um Wittenberg herum lag, und den Titel eines
Herzogs von Sachsen bekam, der Graf Bernhard von Ascanien.
Auf den Trümmern des alten Herzogthums erhoben sich die Erz¬
stifte Magdeburg und Bremen, die bischöflichen Stifte Halberstadt,
Hildesheim, Lübeck, Ratzeburg, Schwerin, Verden, Münster, Os¬
nabrück, Paderborn, ferner von weltlichen Herren die Fürsten von
Anhalt, die Grafen von Holstein, Schwerin, Oldenburg, Teklen¬
burg, Arnsberg, Altona oder zur Mark.
Das von Heinrich dem Löwen verwirkte Herzogthum Baiern
wurde dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach verliehen. Allmälig
machten sich die Bischöfe von Passau, Regensburg, Salzburg und
andere frei. Die Heinrich dem Löwen verbliebenen Allodialgüter
gab dessen Enkel Otto dem Kaiser Friedrich H. und erhielt sie als
ein auf die Stadt Braunschweig und das Schloß Lüneburg ge¬
gründetes Herzogthum und Reichslehen zurück (S. 417). Thü¬
ringen war seit Heinrich I. unmittelbares Reichsland geworden,
dann abwechselnd unter die Markgrafen von Meißen und eigene Mark¬
grafen gekommen, zuletzt durch einheimische Grafen regiert morden.
Einer der letzteren erlangte die Würde eines Landgrafen, und diese
erhielt sich bis zum Tode des Heinrich Raspe 1247. Nun kam die
Landgrafschaft an den Markgrafen Heinrich den Erlauchten von
Meißen aus dem Hause Wettin. Das bis dahin mit Thüringen
verbundene Hessen erhielt eine Seitenlinie, von welcher die hessi¬
schen Fürsten abstammen. Der Sohn des Markgrafen Heinrich war
Albrecht der Unartige. Auch im Herzogthum Kärnthen entzo¬
gen sich die Markgrafen und mächtigeren Grafen dem Herzogthum;