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vertheidigen, namentlich gegen Graf Eberhard von Würtemberg, der
sie auf alle mögliche Weise bedrängte. Der schwäbische Bund
bestand 1379 aus 34 Städten und einige Male war es nahe daran,
daß ganz Schwaben in einen großen Bund vereinigt wurde. Die
Städte im Elsaß erneuerten alte Verbindungen zur Aufrechthaltung
des Landfriedens, und viele von den mittelrheinischen Städten tha¬
ten dasselbe, so daß der große rheinische Städtebund des 13. Jahr¬
hunderts wieder aufzuleben schien. Diese Verbindungen der
Städte veranlaßten auch die Fürsten und Herren und besonders
die Ritter ebenfalls zu Verbindungen zusammenzutreten. So ent¬
standen um diese Zeit die Ritterbünde, welche sich nach ihren
Abzeichen vom Löwen, vom Schlägel, vom Falken u. s. w. nann¬
ten und sich nördlich bis an den Niederrhein und nach Westphalen
über Schwaben, Baiern, Franken bis nach Thüringen erstreckten.
Jedes Mitglied verzichtete gegen die andern auf sein Fehderecht;
die Streitigkeiten wurden durch erwählte Richter geschlichtet. Je¬
der Bund war in Bezirke, Kreise und Reviere eingetheilt und stand
unter Hauptleuten und Räthen. Auf jährlichen Versammlungen
wurden die Bundesangelegenheiten berathen, die Beute getheilt
und über die Lösung der Gefangenen verhandelt. Der Bund der
schwäbischen und fränkischen Städte leistete den Verbindungen der
Ritter kräftigen Widerstand. Es geschah aber auch, daß zuweilen
Fürsten, Grafen und Herren zu Städtebündnissen, und zuweilen
wieder Städte zu Rittergesellschaften traten. Diese Verbindungen
kämpften unaufhörlich gegen einander; ihre Friedensverträge waren
nur Waffenstillstände. Wenzel schlug auf dem Reichstage zuNürn-
berg (1383) den Ständen vor, nach Aufhebung aller dieser ein¬
zelnen Verbindungen einen großen, das ganze Reich umfassenden
Bund zu stiften, der, in vier Kreise getheilt, unter eben so vie¬
len Hauptleuten und der Oberleitung des Kaisers die Erhaltung des
Friedens und der öffentlichen Sicherheit bewirken solle. Allein die
Städte sahen in dem Plane nur die Absicht sie zu trennen und ver¬
weigerten den Beitritt.
Die schweizerischen, fränkischen und schwäbischen Städte waren
zu Konstanz (1385) in einen großen Bund, der über 60 Mit¬
glieder zählte, zusammengetreten. Herzog Leopold von Oestreich,
der Landgraf in Schwaben war, gewahrte die drohende Gefahr die¬
ser Verbindung. Durch geschickte Unterhandlungen suchte er die Ei¬
nigung zu trennen, und es gelang ihm auch, daß die deutschen Städte
und Bern die Verbindung mit den Waldstädten wieder aufgaben,
da diese sich weigerten, an Kriegen außerhalb ihrer Berge Theil zu
nehmen. Nun beschloß Leopold die Schweizer „das verhaßte Bauern¬
volk" zu demüthigen. Da die Schweizer in beständiger Fehde mit
den Rittern waren, so schlossen sich viele Ritter und Herren Ober-
deutschlands dem Zuge Leopold's an. Mit einem prächtig gerüste¬
ten Heere zog Leopold gegen Sempach im Aargau heran (am
9. Juli 1386). Die Schweizer, nur 1300 Mann stark, hielten
am waldigen Abhange eines Berges. Die Ritter stiegen ab von
den Pferden, weil die Gegend für Reiterei nicht bequem war, oder
weil sie es nicht für ritterlich hielten, nicht mit gleichen Waffen zu
streiten. Das Fußvolk, dem sie die Ehre des Sieges nicht gönn-