Einleitung.
c^ie alte Geschichte, deren Schauplatz Süd- und Mittelasien und L^attund
die Küstenländer des Mittelmeeres waren, zeigt uns die frühe Ent-Geschichte des
Wickelung einiger asiatischen Völker und der Aegypter, die schöne ®uteialterS-
Blüthe und das Absterben der griechischen Bildung und endlich die
Unterwerfung fast aller damals bekannten Länder unter die römische
Herrschaft. In dem Zeitraum, welchen wir mit dem Namen des
Mittelalters bezeichnen, erweitert sich der Schauplatz der Weltge¬
schichte und dehnt sich über fast alle Länder von Europa aus; bis¬
her noch wenig bekannte Völker erhalten die größte Wichtigkeit; es
bilden sich durch das Eindringen germanischer Völker in römische
Länder und durch Vermischung mit den Bewohnern derselben die
romanischen Völker; zwei neue Religionen, das Christenthum und
der Islam entstehen im Orient und erlangen den größten Einfluß
auf die Entwickelung der Völker. Die asiatischen Völker, mit Aus¬
nahme der Araber und der von ihnen ausgehenden Religion, ver¬
dienen während der Zeit des Mittelalters nur geringe Beachtung.
Das oströmische oder byzantinische Reich behauptet sich zwar trotz
der vielen Stürme, welche es bedrohen, und bewahrt wie einen
todten Schatz die Reste der griechischen Bildung, bewegt sich aber
nur in den steifen Formen eines veralteten Mechanismus und ge¬
langt nicht zu neuem Leben. Das römische Reich hatte alle Län¬
der und alle Bildung der alten Welt in seinem Umkreis zusammen¬
gefaßt; es war aber in immer zunehmenden Verfall gerathen, die
einzelnen Länder desselben gingen einer gänzlichen Auflösung ihrer
bürgerlichen Ordnung entgegen, endlich fand das weströmische Kai¬
serreich seinen Untergang und Italien erhielt einen germanischen
König. Der Zustand der römischen Provinzen und besonders der
von Italien war so traurig, daß edle Männer jener Zeit in dem
Schmerze über das viele Große und Schöne, was nun zerstört vor
ihnen lag, geneigt waren, den Verlust für unersetzlich zu halten
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