Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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sprechungen bewogen die Guisen mit Hülfe des spanischen Gesandten und 
des päpstlichen Legaten den schwachen König Anton von Navarra, 
welcher bisher ein heimlicher Calvinift gewesen war, sich öffentlich zur 
katholischen Kirche zu bekennen. Um so enger schloß sich Katharina an 
Conds und Coligni an und suchte die Hugenotten durch ein 1562 zu 
St. Germain erlassenes Duldungsedict zu gewinnen. Jetzt erst 
übersah man die Zahl der Anhänger der neuen Lehre; in allen Pro¬ 
vinzen Frankreichs tönten ihre Psalmen. Das erbitterte die Katholiken, 
und bald entstanden blutige Reibungen. Als der Herzog Franz von 
Guise auf einer Reise nach Paris in das Städtchen Bassi kam, fing 
sein zahlreiches Gefolge mit den in einer Scheune zum Gottesdienst ver¬ 
sammelten Hugenotten Streit an und mordete an 60 Männer, Weiber 
und Kinder. Bald wurden auch an anderen Orten große Grausamkeiten 
gegen die Hugenotten verübt und es brach der erste Bürger- und 
Religionskrieg aus (1562 —1563). 
Beide Parteien warben Truppen und suchten die Städte des Reiches 
auf ihre Seite zu bringen. Biele derselben kamen in die Hände der 
Protestanten, für diese erklärte sich fast die ganze Normandie und der 
beste Theil des französischen Adels. An allen Orten brach der Kampf 
aus, und die Parteien bekämpften einander mit der unmenschlichem 
Wuth, welche Religions- und Bürgerkriege so furchtbar macht. Die 
Protestanten beraubten die katholischen Kirchen und Klöster, zerstörten 
vie Bilder in denselben, vertrieben und tödteten Priester und Mönche. 
Noch weit schlimmer hausten die Katholiken. Die losgelassene thierische 
Wuth freute sich ihrer Gräuel, da außer der Befriedigung der Rachsucht 
die Ueberzeugung mitwirkte, daß alles zur Ehre Gottes geschehe. Das 
pariser Parlament erklärte alle Hugenotten für vogelfrei und ermahnte 
die Katholiken sich zu bewaffnen und über sie herzufallen. Bon beiden 
Seiten bemühte man sich um auswärtige Hülfe. Die Guisen ließen in 
Deutschland und den katholischen Kantonen der Schweiz werben; Phi- 
kipp II., die Herzöge von Savoien, Ferrara und Mantua schickten ihnen 
Soldaten. Dagegen wurde Conds von Elisabet von England mit Geld 
und 6000 Mann unterstützt und räumte derselben Havre de Grâce und 
Rouen ein. Bor Rouen fiel auf der Seile der Katholiken Anton von 
Navarra; bei Dreux wurden die Hugenotten geschlagen und Conds ge¬ 
fangen; bei der Belagerung von Orleans wurde der Herzog Franz von 
Guise ermordet. Nun vermittelte Katharina den Frieden zu Am¬ 
bo ise 1563. Den Hugenotten wurde freie Religionsübung, aber nicht 
in der Nähe von Paris und nicht in Kirchen, gestattet. Nach erfolgter 
Aussöhnung wurde den Engländern Havre de Grâce wieder entrissen. 
Der Friede war von kurzer Dauer. Bei einer Zusammenkunft des 
Königs mit seiner Schwester Elisabet von Spanien in Bayonne er¬ 
mahnte der Herzog Alba zur Ausrottung der Ketzer. Bedrückungen der 
Hugenotten führten neue Gewaltthaten herbei, und der zweite Huge¬ 
nottenkrieg (1567 —1568) brach aus. In einer Schlacht bei St. 
Denis fiel Montmorenci, und der Herzog Heinrich von Anjou, der 
Bruder von Karl IX., wurve zum Generalstatthalter des Reichs ernannt. 
Im Frieden zu Longjumeau wurde das Edict von Amboise bestätigt. 
Bei dem gegenseitigen Mißtrauen der Parteien war auch Vieser 
Friede von kurzer Dauer. Die Hugenotten hielten eng zusammen, alle
	        
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