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wurde nur notdürftig Latein gelehrt als Vorkenntniß der theologischen
und Rechtsstudien; die Universitäten hatten einen scholastischen Zuschnitt.
Besser stand es mit der Kunst, besonders der Malerei, welche in Mu¬
rillo (1618 —1682) einen hochgefeierten Meister besaß. Die Musik
hatte in den Kathedralen ihre Konservatorien; Valencia's Kirchenmusik
war vor allen berühmt.
8) Italien im sechzehnten und bis zur Mitte des
siebzehnten Jahrhunderts.
Italien war im fünfzehnten Jahrhundert bei verminderter Kraft Die Zustünde
und Freiheit seiner Völker die Werkstätte politischer Theorien und einer E^Nea^el',
wechselreichen Gleichgewichtspolitik gewesen; bald aber gab es in Italien Mailand. '
kaum eine andere Staatskunst, als sich den fremden Mächten, die Ein¬
fluß auf Italien ausübten, gefällig zu erweisen. Nachdem Neapel,
Sicilien, Mailand und Sardinien unter die Herrschaft Spa¬
niens gerathen waren, wirkte Spanien auch auf andere italienische
Staaten ein. Die innere Staatsverwaltung fast aller italienischen Staa¬
ten war schlecht. Es pflanzte sich der Despotismus mit verwerflichen
Regierungsmitteln fort, mit stiefmütterlicher Behandlung des Volkes,
Entwöhnung desselben von den Waffen, mit Steuerdruck, Verkauf des
Rechts und schnöder Verachtung der Sittlichkeit. Die Höfe wurden die
Sammelplätze der vornehmen Welt; der Adel vergaß bei den Hoffesten
seine frühere Ritterlichkeit, und die höheren Stände suchten in Hoffarth
und Sittlichkeit des äußeren Lebens Ersatz für den Verlust politischer
Freiheit und Geltung. Selbst am päpstlichen Hofe dauerte auch nach
der Reformation der äußere Glanz im Leben der Würdenträger und
Barone fort. Die Titel Herzog, Fürst, Marchese wurden reichlich er¬
theilt, und das erhöhte die Buhlerei um die Gunst der regierenden Herrn.
Gegen den Despotismus brach hier und da die Wuth des Pöbels in
Empörung aus. Die Nichtachtung der Rechte des Menschen und Bür¬
gers von Seiten der italienischen Regierungen, dazu der Grimm des ge¬
drückten Volkes gegen die Fremden, insbesondere die Spanier, riefen
das Banditenwesen hervor. Gedrückte, Beleidigte, Mißvergnügte flohen
ins Gebirge und kämpften von hier aus gegen Sbirren und Söldner.
Die Entwaffnung des Volkes gab der freien Führung der Waffen höhe¬
ren Reiz. Der Groll und die Rachgier der Daheimgebliebenen stimmte
die öffentliche Meinung zu Gunsten der Banditen; man schätzte diese
nach dem Muth und dem Glück, die im Kampfe gegen die elenden