Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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in die Waden fährt, und andere, daß Pfeifchen im Mund, den Krug 
in der Hand, ihm mit wahrer Herzenslust zusehen. 
Während die genannten Genremaler ihre Gegenstände sich vornehm¬ 
lich in den untern Lebenskreisen suchten, gelang es Gerhard Ter bürg 
aus Zwoll (1608 —1681) auch in den Kreisen, in denen Wohlstand 
und Bildung herrscht, einen für die Kunst geeigneten Stoff und volle 
Naivität der Empfindung zu stnden. 
Philipp Wouvermann aus Harlem (1620—1668) malte Jag¬ 
den und Jagdzüge, reichgekleidete vornehme Herren und Damen mit 
ihrem Gefolge zu Pferde, Reitergesechte, Scenen vor dem Wirthshaus 
oder der Schmiede, auf Pferdemärkten und in Marställen. 
Als Landschaftsmaler zeichnete sich Jakob Ruyßdael aus 
Harlem (1635—1681) aus. Er ist der Maler der norddeutschen Land¬ 
schaft, die uns aus seinen Bildern mit der erquickenden Frische des 
Lebens entgegentritt. Wilhelm van der Velde der Jüngere aus 
Amsterdam (1633 —1707) malte die Meeresstille, die laut- und re¬ 
gungslose weite Wafferfläche und die feierliche Himmelsruhe darüber. 
Mit gleich ergreifender Wahrheit malte er aucb die bewegte See biß 
zum verderbenden Sturm. AIs der erste aller Marinemaler wird Lu. 
dolf Backhuysen aus Emden (1631 —1709) geachtet. 
4) Geschichte Englands von der Thronbesteigung der 
Stuarts bis zum Ausbruch der französischen Revolution 
von 1603 bis 1789. 
Mit Elisabet erlosch das Geschlecht der Tudor und nach dem Erb- 
recht folgte König Jakob von Schottland aus dem Hause Stuart, 
der von einer Schwester Heinrichs VIII. abstammte. Die Engländer 
sahen ihren neuen Herrscher mit Vertrauen und Hoffnung entgegen; 
aber seine Feigheit, seine Pedanterie, seine unbehülfliche Gestalt, seine 
linkischen Manieren, sein Accent aus der Provinz machten ihn bald zum 
Gegenstand des Spottes. Er war gelehrt und selbst Schriftsteller, vor¬ 
nehmlich interessirten ihn theologische Streitfragen, aber seine Kenntniffe 
bestanden meist in pedantischen Kleinigkeiten, und sein Urtheil zeigte weder 
Scharfsinn noch Umsicht. Der verdiente Staatssekretär Elisabets Sir 
Robert Cecil blieb in seinem Amte; aber zugleich überhäufte Jakob I. 
seine mitgebrachten schottischen Höflinge mit Würden und Ehren und 
nahm sechs derselben in den Staatsrath auf. Durch die Thronbestei¬ 
gung von Jakob 1. wurde England mit Irland und Schottland zu 
einem Staate verbunden. Das Territorium, welches der neue König 
beherrschte, war an Ausdehnung fast doppelt so groß, als dasjenige, 
welches Elisabet geerbt hatte. Man sollte glauben, daß das Gewicht 
Englands unter den europäischen Nationen von dieser Zeit an außer- 
Jakob I.
	        
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