Full text: Die Erde und ihre Bewohner

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Europa, die europäische Türkei. 
Marmarameer führt, in dieses übergeht, liegt die große Stadt 
auf einer, gegen das Meer zugespitzten, Halbinsel, mit ihren ho¬ 
hen Moscheen und dünnen Thürmen, welche die meist niedrigen 
Häuser hoch überragen, und mit dem trefflichen Hafen einen außer¬ 
ordentlich schönen Anblick gewähren. Auf der Spitze gegen das 
Meer liegt das kaiserliche Schloß (Serail) mit seinen weiten Gär¬ 
ten, und der Stadt gegenüber, auf der Nordfeite des HafenS, da¬ 
von Franken (so heißen bei den Türken die Bewohner des westli¬ 
chen Europa) bewohnte Pera. Konstantinopel ist sehr eng und 
winklig gebaut, die Straßen sind schmutzig, und eine große Menge 
herrenloser, oft halb verhungerter, rothhaariger Hunde treibt sich 
in denselben herum. Die Häuser sind klein, von Holz, die Fen¬ 
ster, wo Frauen wohnen, mit gegitterten Läden (so daß man auS 
den Stuben auf die Straße, aber nicht von der Straße in die 
Stuben sehen kann) versehen. Unter den 485 großen und kleinen 
Moscheen ist die ehemalige Sofienkirche die berühmteste. Griechi¬ 
sche Kirchen sind 23, armenische 3, katholische 9. Die großen, 
mit 2 Reihen Laden versehenen Kaufhäuser werden Bazars ge¬ 
nannt; sie sind so vertheilt. daß die verschiedenen Gewerbe neben 
einander sich befinden. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf380.000, 
wird gewöhnlich viel höher (oft an 600.000) angegeben, 
2) Edrene oder Adrianopel, an der Tundscha, welche sich unter¬ 
halb der Stadt in die Maritza ergießt, liegt in weiter, schöner 
Ebene. Die mit Kupfer gedeckten Moscheen, die vielen künstlich 
gebauten Thürme, die schönen Thore und Springbrunnen geben 
der Stadt, welche vom Kaiser Hadrian erbaut ist, ein schönes 
Aussehen. Adrianopel hat über eine Meile im Umfange, und ist 
mit Zipresien- und Rosengärten umgeben. Die Einwohnerzahl soll 
sich auf 100 bis 120.000 belaufen, und nur '/, davon Türken sein, 
Hier wird bas beste Rosenöl verfertigt. 
3) Salonichi, das alte Tessalonich, am Meerbusen, welcher nach 
der Stadt benannt wird, ist weit von der See sichtbar, und ge¬ 
währt einen schönen Anblick, denn viele Kuppeln und Minarets 
erheben sich aus der Häusermasie. Salonichi, welches unregelmä¬ 
ßig gebaut ist, hat über eine Meile im Umfange, ist im Innern 
sehr lebhaft, und wird von Griechen, Türken, Armeniern und Ju¬ 
den bewohnt. Die Einwohnerzahl wird auf 60 bis 70,000 ange¬ 
geben. Ein Pascha von 3 Roßschweifen hat hier seinen Sitz. 
4) Sarajewo oder Bosna Serai, an der Migliazza, welche sich 
von der rechten Seite in die Bosna ergießt. Die große Stadt i<I
	        
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