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belesenen (Eulen und Meerkatzen in einen Korb und trug sie aus dem 
Hause in die Herberge „Zum wilden Mann". Venn er dachte bei sich: 
„Du hast oft gehört, man könne nichts so Zeltsames nach Braunschweig 
bringen, man löse doch Geld daraus." (Es traf sich aber gerade, daß am 
andern Tage Zankt Niklastag war. va stellte sich Lulenspiegel mit 
seiner Mare vor die Kirche und verkaufte die Eulen und Meerkatzen alle 
und löste mehr Geld daraus, als er dem Bäcker für den Teig gegeben. 
Vas ward dem Bäcker kundgetan; den verdroß es, und er lief vor die 
Zankt Nikolaskirche und wollte die Kosten für das holz und das Backen 
von ihm zurückfordern, va war Lulenspiegel schon hinweg mit dem 
Gelde, und der Bäcker hatte das Nachsehen. 
Mie Lulenspiegel einen^Mirt mit dem bloßen Klange des 
Geldes bezahlte. 
Zange Zeit war Lulenspiegel auch zu Köln in einer Herberge, va 
begab es sich eines Tages, daß die Kost so spät zum $euer gebracht wurde, 
daß es Nachmittag war, ehe angerichtet wurde. Lulenspiegel verdroß es 
sehr, daß er so lange fasten sollte, ver Wirt sah ihm das wohl an und 
sprach: „Mer nicht warten kann, bis die Kost gereicht wird, mag essen, 
was er hat." Lulenspiegel aß eine Zemmel und setzte sich an den Herd. 
Nls nun der Tisch gedeckt wurde und die Kost ausgetragen, setzte sich der 
Mirt mit den Gästen zu Tisch, Lulenspiegel aber blieb in der Küche. 
Und der Mirt sprach zu ihm: „Millst du nicht zu Tisch kommen?" „Nein," 
sagte Lulenspiegel, „ich mag nicht essen, ich bin vom Geruch satt ge¬ 
worden !" ver Mirt sagte weiter nichts und aß mit den Gästen. Nach 
der Mahlzeit bezahlten sie ihre Zeche, der eine wanderte, der andere 
blieb, nur Lulenspiegel saß immer noch in der Küche, va kam der Mirt 
auch zu ihm mit dem Zahlbrett und verlangte von ihm ärgerlich, daß er 
zwei kölnische Meißpsennige für das Mahl darauf legen sollte. Lulen¬ 
spiegel aber sprach: „Herr Mirt, seid Ihr so einer, der Geld nimmt 
von jemandem, der von Euren Zpeisen gar nichts gegessen hat?" Der 
Mirt sprach feindlich, er solle ihm das Geld geben,' habe er auch nicht 
gegessen, so wäre er doch von dem Geruch satt geworden, er habe da bei 
dem Braten gesessen, das sei so gut, als ob er bei Tisch gesessen und mit¬ 
gespeist hätte. Er müsse ihm das als Mahlzeit rechnen. Und Lulen¬ 
spiegel zog einen kölnischen Meißpfennig hervor und warf ihn auf die 
Bank und sprach: „Herr Mirt, hört Ihr wohl diesen Klang?" ver Mirt 
sprach: „Den Klang hör' ich wohl!" va nahm Lulenspiegel den Pfennig, 
steckte ihn wieder in seinen Zäckel und sagte: „Zoviel Luch der Klang 
meines Pfennigs zur Bezahlung hilft, so viel hilft mir der Geruch Eures 
Bratens zum Zattwerden." ver Mirt war unwirsch und wollte den
	        
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