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XIII. Die Könige von Preußen. 
mit seinen vier Brüdern die brandenburgischen Lande theilen 
sollte. Unmittelbar nach dem Tode des Vaters stieß Friedrich 
jedoch mit Zustimmung seines Staatsrathes und des Kaisers dies 
Testament um und einigte sich mit seinen Brüdern dahin, daß 
er sie durch anderweitige Entschädigungen aus jene Rechte Ver¬ 
zicht zu leisten bewog. Dem ältesten derselben Philipp Wil¬ 
helm bestimmte er durch den Erbvergleich zu Potsdam 1692 
die Herrschaft Schwedt nebst Wildenbruch, die Statthalterschaft 
in Magdeburg und eine jährliche nicht unbedeutende Geldsumme. 
Schon 1788 starb diese Linie mit Philipp Wilhelm's jüngerem 
Sohne Heinrich Friedrich aus. Ans ähnliche Weise wurde auch 
der zweite Bruder Albrecht Friedrich entschädigt und nament¬ 
lich wurde er 1695 nach Derfflinger's Tode zum Statthalter in 
Pommern eingesetzt, ein Umstand, der nachmals — seit 1744 — 
die Sitte auskommen ließ, daß der jedesmalige Thronfolger auch 
Statthalter in Pommern wurde. Auch diese Linie starb bereits 
1762 mit den drei Söhnen Albrecht Friedrichs aus. Der dritte 
Bruder Karl Philipp wurde 1693 Herrenmeister in Sonnen¬ 
burg, verheirathete sich mit Katharina Maria de Balbiano, ver- 
wittweter Gräfin von Salmour, wider den Willen seines Bru¬ 
ders, des Kurfürsten, starb aber schon 1695 ohne Kinder. Der 
jüngste Bruder endlich Christian Ludwig wurde Statthalter 
und Dompropst in Halberstadt und hinterließ bei seinem Tode 
1734 ebenfalls keine Nachkommen. 
Die Erfüllung des mit dem Kaiser abgeschlossenen geheimen 
Vertrags, den Schwiebuser Kreis wieder herauszugeben, ver¬ 
zog sich bis in das Jahr 1695; erst da fand am 10. Januar der 
N etr aditi o n s receß zu Berlin Statt. Friedrich blieb seinem 
Worte getreu, indem er in diese Abtretung willigte, da der Kaiser 
dieselbe als Preis für die Aufhebung des ungünstigen väterlichen 
Testaments gefordert hatte; doch erklärte er zugleich, daß dadurch 
die Ansprüche seines Hauses auf Schlesien wieder in Kraft trä¬ 
ten. Als Entschädigung für diese Abtretung, noch mehr aber für 
die von seinem Vater in dem Reichskriege gegen Schweden ge¬ 
brachten Opfer erhielt Friedrich außer einer Summe von { Mil¬ 
lion Thaler die Anwartschaft aus Ost-Friesland sowie auf die 
gräflichen Herrschaften Limburg und Speckfeld in Franken 
zugesichert. Mit der Grafschaft Limburg (am Kocher in der Nähe 
von Hall) war schon in früher Zeit die Herrschaft Speckseld (zer¬ 
streute Besitzungen am mittleren Main) verbunden. Die Grafen 
waren Reichs-Erbschenken und hatten um die Mitte des fünf¬ 
zehnten Jahrhunderts ihr Besitzthum in Gaildorf und Speckfeld
	        
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