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XIV. Preußen als Großmacht. 
Königin die Schwester Friedrich's war, hatte nicht übel Lust, 
Pommern wieder an sich zu bringen, Sachsen konnte den Dres¬ 
dener Frieden nicht verschmerzen, schob aber, um nicht dem ersten 
Angriff ausgesetzt zu sein, seinen Anschluß an Oesterreich bis da¬ 
hin aus, wo der Krieg gegen Friedrich eröffnet wäre. Am 
schwierigsten war es, Frankreich zu einem Bündnisse zu be¬ 
wegen, weil der Versailler Hos die althergebrachte, Oesterreich 
stets feindliche Politik nicht aufgeben mochte, vielmehr Preußen 
wie andere deutsche Mächte dazu benutzen, Oesterreich das 
Gegengewicht zu halten. Daß dennoch ein Bündniß zwischen 
diesen beiden Mächten zu Stande kam, die sich Jahrhunderte 
lang feindlich einander gegenüber gestanden, das hatte seinen 
Grund zunächst in der Schmeichelei, durch welche Maria Theresia 
die Maitresse König Ludwig's XV., die Marquise v. Pompa¬ 
dour, die Alles über den König vermochte, für sich zu gewinnen 
wußte; ferner daß Preußen in den beiden schlesischen Kriegen 
das französische Bündniß ausgegeben hatte, um seinen eignen 
Vortheil zu verfolgen, während Frankreich Preußen als einen 
Staat zweiten Ranges ansah, der sich von ihm leiten lassen 
müsse; endlich aber — und dies gab den Ausschlag —, daß 
Frankreich mit England wegen seiner Besitzungen in Nord-Amerika 
in Streit gerieth und sich zu Lande gesichert wissen wollte, um 
alle seine Kraft zur See gegen England wenden zu können. 
Eben dieser Umstand aber bewog Georg II. von England, 
in ein näheres Verhältniß mit Friedrich einzutreten, um sein 
Kurfürstenthum Hannover sicher zu stellen. Die früheren Zwistig¬ 
keiten wurden ausgeglichen, namentlich wurde für die früher ge¬ 
kaperten preußischen Schiffe Entschädigung gezahlt, wogegen 
Friedrich die Summen, welche er noch an Engländer für Schlesien 
zu zahlen, und die er bis dahin einbehalten hatte, verabfolgen 
ließ. Darauf schloß der König, da sein Bündniß mit Frankreich 
im Juni 1756 ablief, am 16. Januar 1756 mit England zu 
London ein Bündniß dahin ab, daß beide Mächte sich für ihre 
Länder gegenseitig Gewähr leisteten und kein fremdes Kriegsvolk 
den deutschen Boden betreten lassen wollten. Dieses Bündniß 
beschleunigte den Abschluß dessen, das Kaunitz so beharrlich mit 
Frankreich beabsichtigt hatte. Am 1. Mai 1756 kam es zu Ver¬ 
sailles zu Stande; Oesterreich versprach, sich in dem Kampfe 
Frankreichs mit England neutral zu verhalten, und beide Mächte 
sagten einander Hülfe zu, sobald ihr Gebiet feindlich angegriffen 
würde. Von allen diesen weitläufigen Verhandlungen Oester¬ 
reichs war Friedrich durch die Verrätherei des sächsischen Kanz¬ 
listen Menzel in Kenntniß gesetzt, der von allen Depeschen
	        
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