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XIII. Die Könige von Preußen. 
obgleich Karl sich noch gewisse Bedingungen vorbehielt. Spa¬ 
nien wollte seinen ganzen Einfluß anwenden, daß Don Carlos 
zum römischen Könige gewählt würde. — Ungeachtet dies 
Bündniß sehr geheim gehalten wurde, war es doch England 
und Frankreich bekannt geworden und wie immer in solchen 
Fällen noch gefahrdrohender geschildert als es wirklich war. 
Namentlich wurde England in hohem Grade aufgeregt, da man 
wissen wollte, daß auch die Zurückführung des Prätendenten 
nach England beabsichtigt würde. 
Dadurch fand sich König Georg l. veranlaßt, sich enger an 
Frankreich anzuschließen, und zugleich suchte er seinen Schwie¬ 
gersohn, König Friedrich Wilhelm, in dies Bündniß hineinzu¬ 
ziehen, da man die Wichtigkeit Preußens vollkommen würdigte. 
Als deshalb Friedrich Wilhelm 1725 seinen Schwiegervater in 
Herrenhausen (bei Hannover) besuchte, wurden die desfallsigen 
Verhandlungen angeknüpft, und viele Umstände machten den 
König geneigt, in dies Bündniß einzutreten. Er fühlte sich 
insbesondere zur Aufrechthaltung des Protestantismus in Deutsch¬ 
land verpflichtet, der durch jenes spanisch-österreichische Bündniß, 
wie man sagte, in hohem Grade bedroht sei. Bei den Strei¬ 
tigkeiten Preußens mit der Aebtissin von Quedlinburg, wegen 
Limburg :c. hatte der Kaiser entschieden Partei gegen den König 
genommen und ihm nicht geringe Kränkung zugefügt. Die 
Gespanntheit zwischen dem kaiserlichen und preußischen Hofe 
ließ überdies befürchten, daß die Ansprüche Preußens auf die 
Jülich'sche Erbschaft vom Kaiser nicht anerkannt werden möchten, 
und gerade damals war diese Angelegenheit von großer Wichtig¬ 
keit geworden. Der regierende Kurfürst von der Pfalz nämlich, 
Karl Philipp, war voraussichtlich der letzte aus der Linie Pfalz- 
Neuburg, da er keine Söhne hatte, und seine Brüder bejahrt 
und geistlichen Standes waren. Er war deshalb gewillt, seinem 
Schwiegersohn Joseph Karl Emannel aus der nächst verwandten 
Linie Pfalz-Sulzbach nicht nur die Kurpfalz als Erbtheil zu 
hinterlassen, sondern auch den pfälzischen Antheil an der Jülich- 
schen Erbschaft. Hiergegen protestirte Friedrich Wilhelm ganz 
entschieden, da er behauptete, nur an Pfalz-Neuburg habe 
Brandenburg einen Theil der Jülich'schen Lande abgetreten; 
nach dem Absterben dieser Linie müsse dieser Theil an Preußen 
fallen. Dieser Auffassungsweise war König Georg I. schon 1723 
im Vertrage zu Charlottenburg beigetreten; er hatte das 
bestimmte Versprechen gegeben nicht zu dulden, daß Preußen 
beim Aussterben der Neuburger Linie Unrecht angethan würde,
	        
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