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waren lange Zeit durch dieselben am meisten berühmt. Der Sohn eine-
gewöhnlichen HäfnerS in England suchte Alles aus, was zur Veredlung und
Verbesserung seines Handwerkes diente, und durch ilm erhob sich sein zur
niedern Handarbeit gesunkenes Gewerbe zur Kunst. Er war später Herr
einer Fabrik, welche jährlich für 1 Million Gulden Waaren absetzte.
Fast ganz reine Thonerde ist der Porzellanthon, der in ausgedebten
Fabriken zu Gegenständen mannigfaltigster Form verarbeitet wird. Was
die Geschicklichkeit des Menschen in Fertigung des Porzellans zu leisten ver¬
mag, läßt sich ähnlich wie beim Glase in den Läden der Städte am besten
wahrnehmen. Die Chinesen kannten seit alter Zeit die Bereitung des Por¬
zellans; für Europa erfand solche ein Mann Namens Böttcher in Meissen,
indem er der Kunst, Gold zu machen, nachforschte. Zwar brachte er es
nicht zum Goldmachen, was nicht möglich ist, da Gold sich nicht aus andern
Stoffen zusammensetzen läßt; aber er fand dafür das, was Goldes werth
ist und woran er anfangs nicht dachte. Bald nach Auffindung deS Porzellan-
thonS in Sachsen wurden Lager davon in verschiedenen Theilen Deutschlands
entdeckt, nnd die großen Fabriken zu Wien, Prag, Berlin, Nymphenburg bet
München angelegt. Auch Frankreich, England und andere Staaten Europas
schätzten die' neue Erfindung und lernten von unserm Landsmanne. Die
Thonerde wird außer dem Genannten noch als wichtiges Material in der
Färberei gebraucht, indem die Zeuge, welche man färben will, vorerst in
eine Auflösung von Thon kommen, der die Farben später fester damit ver¬
bindet; ferner ist sie nothwendig bei der Darstellung verschiedener Farben.
Die Walkererde wird zum Reinigen von Wollenzcugen angewendet, da
sie die fettigen Theile derselben einsaugt und die Tücher fester macht; außer¬
dem bereitet man mit Terpentin und Seife die Fleckkugeln daraus. Von
den irdenen Tabakspfeifen soll die Rede nickt sein, wohl aber davon, daß
man aus einem Gemenge von Thon, Sand, gepulverten Kohlen, und Wasser¬
mörtel sogar Pflastersteine gebrannt bat, welche große Härte besitzen. Einige
der schönsten Edelsteine gehören der Thonerde an, wie der Rubin, Saphir,
Smaragd und Granat.
Wir begegnen dieser Erdart somit unter sehr verschiedener Gestalt und
bet mannigfaltiger Verwendung. Sie durchwandert Werkstätten, Fabriken,
Gießereien, wo sie zu Formen dient, Baustätten, beschäftigt Künstler und
Handwerker, erscheint hier als eitler Sckmuck und dort als nützlicher Hausrath.
3. Kalkerde. Was im großen Haushalte der Natur oder im kleineren
deS Menschen am nöthigsten ist, das bat der gütige Schöpfer mit wohlthätiger
Hand reichlich und nicht selten im Ueberfluß gegeben. Das häufige Vor¬
kommen der Kalkarten liefert davon ein schönes Beispiel. Abgesehen von
den vielen Lagerstätten dieses Minerals zum Bedarf des 'Bauens kommt es
in ausgedehntm Gebirgen vor. Die stolzen Alpen der Schweiz und Tyrols,
der fränkische Landrücken, die Rauhalp, der Harz, Taunus, Jura, das
Küstenland Dalmatien, die Hügel Rügens und Englands, sowie die Apen¬
ninen liefern Kalkgeftein in großer Mannigfaltigkeit. Eigenthümlich ist,
daß die Kalkfelsen in den Gebirgen große Höhlen bilden, die bald als Be¬
hälter des Wassers jenen Quellen Nahrung geben, welche oft reichlich fließen
und dann auf einige Zeit versiegen, oder die vielgestaltigen Tropfsteine oder
selbst Thiergebetne, namentlich Ueberreste von Bären enthalten.
Bei weitem der meiste Kalk enthält einen ziemlichen Betrag von Kohlen¬
säure, eine für das Athmen untaugliche und tödtlick wirkende Luft, welche
an manchen Stellen aus der Erde dringt,^ im Wasser der Sauerbrunnen
enthalten ist, in jeder Quelle im geringem Maße vorkommt, der Luft beige¬