Full text: Allgemeine Einleitung, Portugal, Spanien, Frankreich, Britisches Reich, Holland, Belgien, Schweiz (Bd. 1)

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Allgemeine Einleitung. 
zur Fluthwelle von etwa 100 Cubikmeilen emporgehoben, in 24s/4 Stunden 
von Ost gen West einen Umlauf um die Erde vollbringt, vielmehr ist die 
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Vorstellung die richtige, daß die Erde sich unter der Fluthwelle von West 
gen Ost hindurchbewegt. Nicht zu bezweifeln ist, daß die Atmosphäre auch 
Fluthhügel bildet; aber sie sind, da der Luftdruck dadurch nicht verändert 
wird, noch nicht nachgewiesen. Ebenso kann man schließen, daß im Innern 
der Erde, wenn sie heißflüssig war oder noch ist, ähnliche Bewegungen 
hervorgebracht wurden oder noch werden. Die Erhebungen auf der Erde 
und die unregelmäßigen Lagen der ehemals horizontal gebildeten Schichten 
dort veräilderlich 
sind nach Wahrscheinlichkeit dadurch mit veranlaßt worden. 
Wie im Luftocean Strömungen, hier 
herrschen, so giebt es auch in den Weltmeeren Strömungen (s. Fig. 39), 
und ihre Kenntniß ist für Schifffahrt und Handel von der allergrößten 
Wichtigkeit. Diejenigen, welche vom Winde erzeugt werden. Treib- oder 
Dristströmuugen, sind langsam und schwach; die anderen, eigentliche 
See ströme genannt, entstehen durch Rotation der Erde, die Passate und 
die verschiedene Wärme und Dichtigkeit des Meerwassers in verschiedenen 
Breiten, was eine Folge der verschiedenen Verdunstung ist, also aus ganz 
ähnlichen Ursachen, wie die Winde, welche selbst wieder Antheil an der 
Fortbewegung nehmen. Ferner stimmen beide Arten von Strömungen auch 
darin überein, daß sie entweder neben oder über einander hin fließen und 
daß die ungleiche Rotationsgeschwindigkeit der Erde in verschiedenen Breiten 
ihre ursprüngliche Richtung abändert. Die tropfbarflüssige Beschaffenheit, 
wie die Gestalt des den Ocean begrenzenden festen Landes bewirken indeß 
doch eine bedeutende Abweichung von den Luftströmungen, nämlich eine 
weit geringere Veränderlichkeit, selbst in höheren Breiten, so daß in gewissen 
Gegenden stets kalte, in anderen stets warme Ströme angetroffen werden. 
Sie haben oft eine Breite von vielen Meilen und übertreffen zuweilen selbst 
an Geschwindigkeit die Ströme des festen Landes; es sind gleichsam Flüsse, 
deren Ränder der ruhende Ocean selbst bildet. In den Aeguatorialgegenden 
geht in den Weltmeeren ein Strom von 0 nach W mit einer Meile 
Geschwindigkeit in der Stunde, die Aequatorialströmung. Sie sendet 
mitten auf dem Atlantischen Ocean einen Zweig gegen NW ab, spaltet 
sich nochmals beim Cap St. Rogue (Südamerika) und schickt einen Zweig 
nach Süden längs der Küste Brasiliens, den brasilianischen Küsten¬ 
strom, während der andere nach dem Mexicanischen Golf läuft, wo er die 
ganze Wassermasse in Bewegung setzt. Aus diesem geht er wieder durch den 
Bahama- Canal bei Florida, nach Osten gerichtet, hinaus und heißt von 
hier an der Golfstroin*). Anfangs hat dieser ungeheure oceanische Fluß 
*) Der Golfstroin wurde 1519 von Alaminos entdeckt. Mit Recht sagt Ko hl: 
Unser mächtiger oceanischer Strom hat wie der Nil, wie die Donau und wie jeder 
andere Festland-Fluß» und in Uebereinstimmung mit seinen gigantischen Proportionen 
noch viel nachdrücklicher» als irgend einer von diesen, die Unternehmungen, den 
Wachsthum und den Fortschritt der Ansiedelungen und des Verkehrs der Menschen 
beeinflußt. Maurv nennt ihn „the Wheatherbreeder“ and „the Stormking of the 
Atlantic“ (Sturm- oder Wellenköuig des Atlantischen Meeres). I. G. Kohl» 
„Aeltere Geschichte der Atlantischen Strömungen und namentlich des Golfstroms bis 
auf Benjamin Franklin." Mit einer Karte. Zn der Zeitschrift f. Allgem. Erd¬ 
kunde. W. Koner. Neue Folge. Bd. Xl. Berlin, D. Reimer 1861.
	        
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