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Allgemeine Einleitung.
Die Erde für sich allein betrachtet.
Wir haben bisher
Verhältniß
ihrem
übrigen Gestirnen gesprochen; jetzt wollen wir sie für
sich allein nach ihren einzelnen Theilen betrachten
An dem Erdkörper oder dem Erdball, den wir bewohnen, unterscheidet
man nach den drei Zuständen, welche wir an den Körpern überhaupt wahr¬
nehmen, dreierlei: 1) die Lust, 2) das Wasser, 3) die Erde selbst im engeren
Sinne oder das feste Land.
21. Die Luft.
Wir leben auf dem Boden eines ungeheuren Luftmeeres, welches die
Erdkugel nmgiebt. Bei langsamer Bewegung in ruhiger Luft siihlen wir
kaum, daß sie vorhanden, ein Beweis, daß eine außerordentlich geringe
Kraft erforderlich ist, um sie aus die Seite zu schieben; hieraus geht her¬
vor, daß die Lusttheilchen die Eigenschaft der Verschiebbarkeit noch in
weit höherem Grade besitzen, als die flüssigen Körper. Wenn wir ein leeres,
d. h. nur mit Lust gefülltes Glas, den offenen Rand nach unten gekehrt,
in Wasser stürzen, so steigt dieses im Glase um so höher, je tiefer wir das
Glas hinunterdrücken; da aber der Luft kein Ausweg offen steht, so kann
dies nur geschehen, indem sie sich auf einen kleineren Raum zusammen¬
drücken läßt: auch die Eigenschaft der Zusammendrückbarkeit kommt
der Luft in hohem Maße zu. Rechnen wir hinzu, daß die Lust, wie alle
anderen Körper, schwer ist, so ergiebt sich -Folgendes:
Die Luft pflanzt, gleich den flüssigen Körpern, vermöge ihrer leichten
Verschiebbarkeit, jeden auf sie ausgeübten Druck nach allen Richtungen un¬
verändert fort; vermöge ihrer Schwere drücken die oberen Theile der Lust
ans die darunter befindlichen, was wegen der großen Zusannnendrückbarkeit
zur Folge hat, daß die Zunahme an Dichte von oben nach unten in un¬
gleich rascherem Verhältniß stattfindet, als bei den fast unzusammendrückba-
ren flüssigen Körpern. Am Meeresspiegel, als dem tiefsten Punkte der
Erdoberfläche, ist der allgemeine Luftdruck am größten; auf der übrigen
Oberfläche der Erde ist er um so geringer, je höher der betreffende Ort
über dem Meere liegt, »veil die darüber stehende Luftschicht immer niedriger
und durchschnittlich immer weniger dicht wird. Man nimmt an, daß die
Höhe der Atmosphäre 9 bis 10 Meilen betrage; aber schon in einer Höhe
von 3 Meilen ist ihre Dichtigkeit höchst unbeträchtlich. Die Wärme und
die damit zusammenhängende Dichtigkeit der Lust ist bedeutenden Schwan¬
kungen unterworfen, welche Veränderungen hauptsächlich die Witterung be¬
stimmen. Um die verschiedenen Zustände der Lust zu erforschen und genauer
bestimmen zu können, dienen verschiedenartige Instrumente, deren Kenntniß
zu oft vorausgesetzt wird, als daß wir sie nicht hier kürzlich beschreiben
sollten, bevor wir die Gesetze jener Luftveränderungen selbst näher betrachten.