Full text: Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich (Bd. 2)

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A. Europa. 
schäften und stiftete die Universität zu Ofen. Desto elender war sein Nach¬ 
folger Wladislav von Böhmen, 1490—1516; die österreichischen Provinzen 
gab er ohne Schwertstreich zurück; Mähren, Schlesien und die Lausitz gin¬ 
gen nach einander verloren lind die Venetianer rissen den größten Theil von 
Dalmatien an sich. Noch übler sah eS unter seinem Sohne Ludwig II., (1516— 
1526) aus. Die Großen des Reichs theilten sich in Parteien, die Türken streif¬ 
ten ungestraft ins Land, und als Ludwig sie bekämpfen wollte, ward er mit 
dem größten Theile seines Heeres bei Mohacs niedergehauen. Zwei Par¬ 
teien unter den Großen zerrütteten das Land: die eine wählte Johann Za- 
polya, Statthaller von Siebenbürgen, die andere Ferdinand I. von Oester¬ 
reich, welcher zwar dieses Reich behauptete und für immer an sein Haus 
brachte, dagegen aber höchst gefährliche Kriege mit den Türken zu führen 
hatte und seinem Nebenbuhler Siebenbürgen und einen Theil von Ungarn 
überlassen mußte. Erst 1598 ward Siebenbürgen, in welchem zuletzt die 
Familie Bathori geherrscht hatte, mit der österreichischen Monarchie verbun¬ 
den. Seitdem hat Ungarn, wiewohl nicht ohne mannigfache Unruhen, welche 
durch die Hartnäckigkeit und Herrschsucht der Großen und durch die bis in 
das vorige Jahrhundert dauernden Einfälle der Türken veranlaßt wurden, 
die Schicksale der Monarchie, mit welcher eS in Folge der jüngsten Ereig¬ 
nisse noch enger verbunden wurde, getheilt. 
Topographie. 
Königreich Ungarn ist seit dem Februar 1867 auf verfassnugs 
mäßigem Wege wieder in den Besitz einer gewissen Selbstständigkeit (mit 
einem eigenen Ministerium 
dem transleithanischen —) gelangt. Es 
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wird in 4 Kreise getheilt, welche wiederum in 49 Comitate und 4 frete 
Districte zerfallen. 
Die Kreise heiflen: 
1) Kreis diesseits der Donau mit 13 Comitaten. 
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diesseits 
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Die wichtigsten Oerter sind: 
Preß bürg (mag. Posony), am linken Donanufer und am Fuß der 
Kleinen Karpaten, eine etwas eng gebaute Stadt in einer herrlichen, frucht¬ 
baren Gegend, mit 44,000 meist deutschen Einw., worunter etwa '/5 Pro¬ 
testanten. Eine fliegende Brücke verbindet beide Ufer des Flusses. Bis 
1784 war sie die Haupt- und bis zu den jüngsten Ereignissen die Krönungs¬ 
stadt des Reiches. °Die Krönung selbst geschah in der St. Martins- oder 
Domkirche, worauf der König auf . den an der Donau gelegenen Krönungs¬ 
hügel ritt und zum Zeichen, daß er das Land ringsum schützen wolle, das 
Schwert nach allen Weltgegenden schwang. DaS königliche Schloß auf 
einem Hügel vor der Stadt ist 1811 bis auf die Hauptmauern abgebrannt. 
An Gebäuden sind gu erwähnen: das ehemalige Landhaus, wo die Reichs¬ 
tage gehalten wurden; das alte Rathhaus, der erzbischöfliche und andere
	        
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