Vater und Mutter sich an dem kleinen Tische gegenüber und weinten,
und unter dem Tische hielten sie sich die Hände. Da öffnete er
ganz leise die Haustür, legte das Kind unter die Treppe und flog
fort.
Und die Eltern saßen immer noch am Tische. Da stand die
Frau auf, zündete noch ein Licht an und leuchtete noch einmal in
alle Winkel und Ecken und unter die Betten.
„Frau," sagte der Mann traurig, „du hast ja schon so oft ver¬
geblich in alle Winkel und Ecken und unter die Treppe gesehen.
Geh' zu Bett! Unser Goldtöchterchen wird wohl in den Teich ge¬
fallen und ertrunken sein."
Doch die Frau hörte nicht, sondern ging weiter, und wie sie
unter die Treppe leuchtete, lag das Kind da und schlief. Da schrie
sie vor Freude so laut auf, daß der Mann eilends die Treppe herab¬
gesprungen kam. Mit dem Kinde auf dem Arm kam sie ihm freude¬
strahlend entgegen. Es schlief ganz fest, so müde hatte es sich gelaufen.
„Wo war es denn? Wo war es denn?" rief er.
„Unter der Treppe lag es und schlief," erwiderte die Frau,
„und ich habe doch heute schon so oft unter die Treppe gesehen."
Da schüttelte der Mann mit dem Kopfe und sagte: „Mit rechten
Dingen geht's nicht zu, Mutter; wir wollen nur Gott danken, daß
wir unser Goldtöchterchen wieder haben!"
41. Schlaraffenland.
Hoffmann von Fallersleben.
1. Kommt, wir wollen uns begeben
Jetzo ins Schlaraffenland!
Seht, da ist ein lustig Leben
Und das Trauern unbekannt.
Seht, da läßt sich billig zechen
Und umsonst recht lustig sein:
Milch und Honig fließt in Bächen,
Aus den Felsen quillt der Wein,