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A. Europa.
Schweden viele ausgezeichnete Namen in den Wissenschaften und Künsten.
In den ältesten Zeiten bediente man sich einer eigenen Schrift, der Ru¬
nen, welche man in Steine, Baumstämme rc. grub; sie wurden aber bald
durch die lateinischen Buchstaben verdrängt. Die Ueberbleibsel der ältesten
dänischen Poesie, meist aus dem 11. bis 14. Jahrh., sind gesammelt und
auch bei uns in einer Uebersetzung von W. C. Grimm, unter dem Titel:
Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen, bekannt geworden. Aus
derselben Zeit haben sich auch die geschichtlichen Werke des Svend Aage
sen, der gegen das Ende des 12. Jahrh, lebte, und des Saxo gramina-
ticus (eigentlich Lang), f 1204, erhalten. Des Isländers Sturlason
ist schon bei Island gedacht worden. In neueren Zeiten hat der Name
Holberg alle übrigen verdunkelt; er ward 1684 zu Bergen in Norwegen
geboren und starb 1754. Erst in späteren Jahren erwachte in ihm
die Liebe zur Poesie. Sein erstes Werk war das komische Heldengedicht
Peter Paars; später schrieb er lateinisch: Nik. Klimms unterirdische Reise,
ein satirisch-komischer Roman. Was aber seinen Ruhm im Baterlande
und auswärts am meisten begründete, sind seine Lustspiele, welche wir in
einer überaus ungeschickten deutschen Uebersetzung unter dem Titel „die
dänische Schaubühne" und jetzt neu übersetzt von Oehlenschläger besitzen.
Unter den neueren Dichtern verdienen Erwähnung Johann Ewald, als
Tragiker und Lyriker; H eiberg, als Lustspieldichter; Rah deck, welcher
ebenfalls für die Bühne geschrieben, sowie auch Johann Hermann
Wessel, ft 1766; ferner Thaarup, Jens Baggesen, ft 1826, wel
cher auch zum Theil deutsch geschrieben; Hans Christian Andersen,
geb. 1805 zu Odense, sowie der 1851 gestorbene, auch in Deutschland
wohlbekannte Oehlenschläger und Jngemann. Unter den neueren
dänischen Sprach- und nordischen Alterthumsforscheru sind Rasn, Rask
und Finn Magnusen anzuführen. Der bedeutendste dänische Name in
den Wissenschaften ist der des Tycho de Brahe, geb. 1546 zu Knuts
trup in dein damals dänischen Schonen, und gest. zu Prag 1601; er nimint,
wie auch einer seiner Nachfolger Olaus Römer (ft 1710), einen bedeu
tenden Rang unter den Astronomen ein. In neuerer Zeit haben sich der
des Landes verwiesene Maltebrun als Geograph*), Oersted als Phy¬
siker, Hörne man n. Wall ich und Schouw als Botaniker, der Letztere
auch als Meteorolog, Forchhammer als Geognost Ruf erworben. Der
größte dänische Künstler, der zugleich alle seine Zeitgenossen hoch überragte,
ist der Bildhauer A. Thorwald sen, sein Pater war ein isländischer
Bildhauer in Holz; er selbst ist 1770 in Kopenhagen geboren und lebte
bis kurz vor seinem Tode (1844) in Rom.
Das dänische Schulwesen eifert dem deutschen nach. Friedrich VI.
gab dem Bolksschulwesen durch Einführung und Beförderung der Bell
Lancaster'schen Schuleinrichtung, „zur wechselseitigen Schuleinrichtuug uinge-
stempelt", einen belebenden Anstoß, obgleich die Sache selbst, von Neuem
*) Malte Brun, eigentlich Malthe-Brun», geb. 1/75 in Jütland, gest. 1826 zu
Paris, lebte seit dem Anfang dieses Jahrhunderts als sehr geachteter Geograph in
Paris, wo er aus demselben Felde in seinem Sohne Victor Adolphe, dem jetzt leben¬
den Geographen, einen würdigen und berühmten Nachfolger fand.