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Otto J. hatte von allen Freveln Berengars und seiner Gemahlin Nach⸗
richt bekommen, und er beschloß, der berfolgten Königin Rettung zu
bringen. Er zog mit einem großen Heere über die Apen und nahm die
sesten Burgen ein; auch Pavia, die Hauptstadt, fiel in seine Hand. Be⸗
rengar wagte keinen Widerstand; denn die Großen verließen ihn, und
das Volk haßte ihn wegen seiner Grausamkeit und Habgier. In Pavia
warb Otto, dessen erste Gemahlin gestorben war, um Adelheid. Sie ver—
band sich gern mit ihrem Erretter und übergab ihrem Gemahl ihr Anrecht
auf die italienische Krone. Otto nannte sich von nun an König der
Longobarden und Franken“.
Im Jahre 955 kamen die Ungarn wieder nach Deutschland, zahlreicher,
als sie jemals gekommen waren. Sie sagten, ihre Rosse würden die deut⸗
schen Ströme austrinken und die Städte zerstampfen; wenn die Erde sie
hicht verschlänge oder der Himmel auf sie herabstürze, so könne sie Nie⸗
mand besiegen. Sie drangen in Bayern vor und belagerten Augsburg.
Mit acht Heerhaufen ging Otto ihnen entgegen, und am Lech, unfern
Augsburg, wurde eine blutige Schlacht geschlagen. Der König betete in⸗
brünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens
id des Vaterlandes überwinden helfe, so wolle er dem heiligen Lauren⸗
tius in Merseburg ein Bisthum stiften. Dann las der Bischof Ulrich dem
Heere die Messe und reichte dem knieenden Könige den Leib des Herrn.
Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen: „Seht um
euch! Zahllos sind die Haufen der Heiden; aber mit uns ist der mäch⸗
tigste Helfer, Christus, mt seinen Schaaren. So laßt uns aushalten und
lieber sterben, als weichen! Doch wozu viele Worte? Statt der Zunge
rede das Schwert!“ Hoch zu Roß, den Schild am Arme, sprengte er jetzt
im Glanz der Morgensonne seinen Deutschen voran. Die Ungarn wurden
günzlich geschlagen. Was das Schwert nicht niedermähete, wurde in den
Lech gedrängt oder auf der Flucht getödtet. Nur wenige von den 100,000,
die gekommen waren, brachten die Botschaft von der entsetzlichen Nieder⸗
lage nach Hause. Seudem haben die Ungarn den deutschen Boden nicht
wieder betreten.
Ollo wurde noch einmal genöthigt, nach Italien zu ziehen. Berengar
verfuhr daselbst mit so großer Herrschsucht und Grausamkeit, daß der
Papst und viele italienische Fürsten Otto um Hülfe baten. Dieser kam,
uahm Berengar mit seiner Gemahlin gefangen und schickte sie nach Deutsch⸗
land; er selbst aber zog nach Rom. Der Senat, die Ritter und das Volk
gingen ihm zum Thore heraus entgegen. Der König ritt auf einem weißen
Rosse zum Vatiean und stieg die Stufen zur Peterskirche hinan. Vor
ihren sieben heiligen Pforten schwur er, die römische Kirche zu schützen,
wie Kaiser Karl der Große es gethan. Am andern Tage salbte ihn der
Papst zum römischen Kaiser (62) So ernenerte Ottol.
das von Karl dem Großßzen begründete abendländische
Kaiserthum.