Object: Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) (Theil 3)

Die Schweizerische Reformation. 
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Kinder und Gesinde." Aus allem ersieht man, wie ernstlich es diesen 
Männern darum zu thun war, die irdischen Beziehungen des Menschen 
welche die alte Kirche gewissermaßen als unheilig mißachtet und von 
ihrem Bereich ausgeschlossen hatte, das Verhältnis des Menschen znr 
Natur, die redliche Arbeit, das Familienleben, in ihr Recht wieder 
einzusetzen uud durch eine enge Verbindung mit den religiösen Ideen 
gleichsam zu weihen. 
Sechstes Kapitel 
Die Schweizerische Reformation. 
©hugefäht: gleichzeitig mit der lutherischen Reformation in 
Deutschland, aber wenn auch durch diese angeregt und ermutigt, doch 
von ihr unabhängig, ging eine ähnliche Bewegung in der Schweiz 
vor sich. Ihr Urheber war Huldrich Zwingli. Geboren am 
1. Januar 1484 in der Grafschaft Toggenbnrg, also nur um weniges 
jünger, als Luther, hatte er, gleich diesem, erst Philosophie und 
klassische Wissenschaften (auf den Universitäten Wien und Basel), 
dann die Kirchenväter studiert, zuletzt sich gänzlich in das Neue Testa¬ 
ment vertieft. Auch er war, wie Luther, zuerst (noch als Pfarrer 
in Maria Einsiedeln 1518) durch das daselbst von einem Franziskaner 
Samson getriebene Ablaßunwesen zum Kampfe gegen diesen und an¬ 
dere Mißbräuche der alten Kirche angeregt worden. Als Prediger 
nach Zürich berufen, konnte er unter dem Schutze der republikanischen 
Freiheit, deren die Schweizer Städte seit ihrer Ablösung vom Reiche 
(1499) sich ersreuten, ungehindert sein Werk betreiben. Vergebens 
suchte Papst Hadrian VI. durch glänzende Anerbietungen ihn zu 
gewinnen. In zwei großen Disputationen gegen die Theologen der 
alten Kirche führte Zwingli seine Sache so siegreich, daß schon 1524 
ans Befehl des Rats im ganzen Zürcherischen Gebiete die Messe ab¬ 
geschafft und die Heiligen-Bilder aus den Kirchen entfernt wurden. 
In demselben Jahre trat auch Zwingli, um seine Lehre von der 
Verwerflichkeit des Cölibats durch sein eigenes Beispiel zu bekräftigen, 
in den heiligen Ehestand mit der 43jährigen Witwe eines Edelmannes, 
Meyer von Knonan. Dasselbe that Luther ein Jahr später (1525) 
durch feine Heirat mit Katharina von Bora, einer ehemaligen Nonne 
des Klosters Nimbfchen bei Grimma.
	        
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