VIII. Weitere Schicksale der Reforma¬
tion; Tod Karls V.
(Friedrich von Raumer.)
Auf einem Reichstage, welchen König Ferdinand, bei der Kränk¬
lichkeit seines Bruders, im März 1545 zu Worms eröffnete (damit
zuerst Hülfe gegen die immer mehr vordringenden Türken bewilligt
und nächstdem über die kirchliche Einigung verhandelt werde), er¬
klärten die Protestanten : nur wenn ihnen der Friede unabhängig von
den Beschlüssen einer päpstlichen Kirchenversammlung zugesichert und die
oft versprochene zweckmäßige Umgestaltung des Kammergerichts aus¬
geführt werde, könnten sie die verlangte Hülfe gegen die Türken
stellen. Denn wie lasse sich mit Ernst und Eifer nach außen wirken,
bevor das Volk beruhigt und für Religion, Gewissen, Habe, Frei¬
heiten und Güter, die gerechte Furcht und drohende Gefahr beseitigt
sei. Als endlich Karl V. den 16. Mai selbst in Worms ankam,
erneuten sich die Unterhandlungen und er ließ erklären: die so oft
und so laut geforderte, von vielen Reichen anerkannte Kirchenver¬
sammlung könne er weder hintertreiben, noch des Papstes herkömm¬
liche Stellung vernichten. Die Protestanten möchten sich darauf im¬
mer einlassen und abwarten was geschehen werde, nicht aber un¬
mögliche Dinge von ihm fordern. — Es sei, antworteten diese, kei¬
neswegs unmöglich den Frieden, unabhängig von der Kirchenver¬
sammlung, zu bestätigen; und die ihnen vorgeworfene Unduldsamkeit
erscheine sehr gering im Vergleich mit der Grausamkeit, wonach man
die Bekenner ihrer Lehre in mehren Ländern martere und verbrenne.
Der Kardinal Farnese, welcher als päpstlicher Bevollmächtigter
in Worms angekommen war, benutzte diese Mißhelligkeit und stellte
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