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XI. Zug der Reformation durch Europa.
<s. 1604) gewaltsam unterdrückt. Da griff der Fürst von Sieben¬
bürgen Stephan Botskai, mächtig durch seinen Bund mit den
Türken, für die Herstellung der politischen und religiösen Freiheit
zu den Waffen und erhielt den wiener Frieden (1606), durch
welchen für Ungarn und Siebenbürgen die augsburgische und helve¬
tische Confession freigegeben wurde. In Oestreich erlangten die
Stände bei der Usurpation des Königs Matthias (1609) die Wie¬
derherstellung aller unter Marimilian erworbenen Gerechtsame.
Gustav Wasa hatte Sch weden vom Joche der Dänen befreit
(1621). Die Brüder Oluf und Lorenz Peterson, die zu Wit¬
tenberg studirt hatten und ähnlich wie Luther und Melanchthon ein¬
ander ergänzten, predigten dem Volke die Reformation. Die Bischöfe,
welche den Reichthum des Landes besaßen, standen zum Theil im
dänischen Interesse, die neue Regierung, um das Volk zu erleichtern
und die Hülfe der Hanseaten zu bezahlen, verlangte nach den Kir¬
chengütern. Unter königlichem Schutze wurde eine Disputation zu
Upsala (1626) gehalten, des Königs Kanzler Anderson übersetzte
das Neue Testament. Der König, auf den Adel und auf die Ab¬
geordneten des Bauernstandes gestützt, demüthigte die Bischöfe auf
dem Reichstage zu West er äs (1627) und beraubte sie des größten
Theiles ihrer Einkünfte. Nach Luthers Rathschlägen wurde die Re¬
formation allmälig im Volke durchgeführt und durch Reichstagsschlüsse
befestigt. Die Bischöfe, welche nach langem Widerstreben die neue
Ordnung der Dinge anerkannten, oder durch ihre Angehörigen ersetzt
wurden, blieben Reichsstände und Obere der Kirche, doch abhängig
vom Könige und beschränkt durch Consistorien. Unter Johann UI.
(s. 1668), dessen Gemahlin eine polnische Fürstin der katholischen
Kirche angehörte, wurde eine Reaction des Katholicismus versucht,
und mißglückte durch des Volkes Widerstand gegen die katholischen
Ceremonien. Sein Sohn Sigmund, König von Polen-und (seit
1692) von Schweden, zahlte den Versuch einer gewaltsamen Unter¬
drückung der evangelischen Kirche mit der schwedischen Krone. Durch
eine Revolution wurde sein Oheim Karl IX. der Vertheidiger des
Protestantismus auf den Thron erhoben (1600). Schweden trat erst
durch die Reformation in den europäischen Staatenverein.
Die Macht des Staats war inD änem arkzwischen die Bischöfe und
Barone getheilt. Christiernil. seit 1613 erwählterKönig, ein Tyrann
unter der Tyrannei der Mutter seiner Buhlerin, erniedrigte die Großen