XV. Wallenstein; Gustav Adolph.
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bis zum Unerträglichen gegangen. Brandenburg gab den erlittenen
Schaden auf zwanzig, Pommern auf zehn, Hessen auf sieben Mil¬
lionen an, die Uebrigen nach Verhältniß. Allgemein, nachdrücklich,
heftig war das Geschrei um Hülfe, umsonst alle Gegenvorstellungen,
kein Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten, Alles über
diesen Punkt nur eine einzige Stimme. Mit Fluthen von Bitt¬
schriften, alle wider Wallen stein gerichtet, stürmte man auf den
erschrockenen Kaiser ein, und erschütterte sein Ohr durch schauderhaf¬
testen Beschreibungen der erlittenen Gewaltthätigten. Ferdinand
war kein Barbar. Wenn auch nicht unschuldig an den Abscheulich¬
keiten, die sein Name in Deutschland verübte, doch unbekannt mit
dem Uebermaße derselben, besann er sich nicht lange, den Forderun¬
gen der Fürsten zu willfahren, und von seinen im Felde stehenden
Heeren sogleich achtzehntausend Mann Reiterei abzudanken. Als diese
Truppenverminderung geschah, rüsteten sich die Schweden schon leb¬
haft zu ihrem Einmärsche in Deutschland, und der größte Theil der
entlassenen kaiserlichen Soldaten eilte unter ihre Fahnen.
Diese Nachgiebigkeit Ferdinands diente nur dazu, den Kur¬
fürsten von Baiern zu kühnern Forderungen zu ermuntern. Der
Triumph über daS Ansehen des Kaisers war unvollkommen, so lange
der Herzog von Friedland das oberste Commando behielt. Schwer
rächten sich jetzt die Fürsten an dem Uebermuthe dieses Feldherrn, den
sie Alle ohne Unterschied hatten fühlen müssen. Die Absetzung dessel¬
ben wurde daher von den ganzen Kurfürstencollegium, selbst von den
Spaniern, mit einer Einstimmigkeit und Hitze gefordert, die den Kai¬
ser in Erstaunen setzte. Aber selbst diese Einstimmigkeit, diese Hef¬
tigkeit, mit welcher die Neider deö Kaisers auf WallenfteinS Ab¬
setzung drangen, mußte ihn von der Wichtigkeit dieses Dieners über¬
zeugen. Wallenstein, von den Kabalen unterrichtet, welche in
Regensburg gegen ihn geschmiedet wurden, verabsäumte nichts, dem
Kaiser über die wahren Absichten des Kurfürsten von Baiern die
Augen zu öffnen. Er erschien selbst in Regensburg, aber mit einem
Prunke, der selbst den Kaiser verdunkelte und dem Hasse seiner Geg¬
ner nnr neue Nahrung gab.
Lange Zeit konnte der Kaiser sich nicht entschließen. Schmerz¬
lich war das Opfer, das man von ihm forderte. Seine ganze Ueber-
legenheit hatte er dem Herzoge von Friedland zu verdanken; er fühlte,
wie viel er hingab, wenn er ihn dem Hasse der Fürsten aufopferte.