Metadata: Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie (Bd. 2)

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das Frankenreich (Frankreich). Auch manche rechtsrheinische Völker waren ihm 
untertan, oder mit ihm verbündet, so daß der König der Franken als der mäch¬ 
tigste unter den deutschen Stammesfürsten galt. Die größte Ausdehnung er¬ 
langte das Frankenreich unter Pipins Sohn Karl (768—814). 
Ein Zeitgenosse, namens Einhard, erzählt von der Persönlichkeit dieses 
gewaltigen Herrschers folgendes: Karl besaß einen kräftigen Körper und eine 
hohe Gestalt; seine Körperlänge maß siebenmal die seines eigenen Fußes. Die 
Augen waren groß und lebhaft; schön umrahmten die vollen Haare sein hei¬ 
teres und fröhliches Gesicht. Das alles verlieh seiner Gestalt, er mochte stehen 
oder sitzen, eine achtunggebietende Würde. Sein Schritt war fest und seine 
Haltung männlich. Nach Sitte der Franken liebte er das Reiten iinb Jagen und 
pflegte auch bei seinen Söhnen diese Kunst. Die Töchter aber sollten zu häus¬ 
lichen Arbeiten angehalten werden und fleißig mit Rocken und Spindel umgehen 
lernen, auf daß sie nicht vor Untätigkeit verkämen. Im Schwimmen war er so 
gewandt, daß es ihm niemand darin zuvortat. Er kleidete sich schlicht nach ger- 
manischer Art; fremdländische Gewänder verschmähte er, wenn sie auch noch so 
schön waren. 
Die Wissenschaften pflegte er eifrig und erwies ihren Lehrern hohe 
Ehre. Er ließ alte Sagen und Volkslieder aufschreiben, damit sie der Nachwelt 
erhalten würden. Der christlichen Religion war er von ganzem Herzen zuge¬ 
tan. Zu Aachen, seiner Lieblingsstadt, errichtete er eine herrliche Kirche, zu deren 
Bau er Säulen und Marmor aus Rom und Ravenna kommen ließ. So sparsam 
er in seinem Haushalt war, so gerne unterstützte er die Armen mit milden 
Gaben. 
Karl im Kampf mit den Bayern und Sachsen. Als Karl iin Jahre 768 die 
Regierung des Frankenreiches antrat, stellte er sich die hohe Aufgabe, alle ger¬ 
manischen Stämme zu eine m Reiche zu vereinen und sie durch das Christen¬ 
tum zu höherer Gesittung emporzuführen. Im siidlichen Bayern trotzte der 
Vayernherzog Tassilo dem fränkischen König; allein Karl nahm ihm die 
Herzogswürde und setzte in Bayern Grafen ein, die in seinem Namen dort 
regierten. 
Schwerer aber und langwieriger waren die Kämpfe gegen die S a ch s e n , die 
damals zwischen Ems und Elbe wohnten. In diesem Volke lebte noch der Frei¬ 
heitsdrang der Vorfahren mächtig fort; auch hielten sie treu an der Verehrimg 
ihrer alten Gottheiten fest. Über dreißig J-ahre hatte Karl mit den schwertkundigen 
Sachsen zu kämpfen. So oft er sie besiegte und sie zwang, dem Heidentum zu ent¬ 
sagen, immer wieder lehnten sie sich gegen ihn auf und vertrieben oder töteten die 
christlichen Priester. Dann brachen sie unter ihrem tapferen Herzog Witte- 
k i n d in die fränkischen Grenzlande ein und verbreiteten durch Brand und Plün¬ 
derung Schrecken unter den Bewohnern. Furchtbar traf Karls Strafgericht die 
Empörer. Nach siegreichen Kämpfen ließ er einst über 4000 gefangene Sachsen bei 
Verden an der Aller hinrichten. Ilm den Widerstand des Volkes dauernd zu 
brechen, gebot er, daß etwa 10 000 sächsische Fannlien ihre Heimat verließen und 
sich in verschiedenen Teilen des Frankenreiches ansiedelten. So entstanden im 
fränkischen Teile Badens die Orte Lützelsachsen, Hohensachsen, Großsachsen, 
Sachsenhausen bei Wertheim und Sachsenflur bei Borberg. Im Sachsenland 
aber wurden viele Franken angesiedelt (Name Frankenhausen in Thüringen). 
Nun gab auch der Herzog Wittekind seinen Widerstand auf. Er ließ sich taufen
	        
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