Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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XXV. Moskaus Brand. 
wünschten Heimkehr von unseren Frauen, von unsern Landsleuten, 
ja selbst von unsern Vatern empfangen werden! Wir würden unser 
übriges Leben hindurch ganz besondere Wesen sein, die alle mit Er¬ 
staunen betrachten, und denen sie nur mit einer neugierigen Bewun¬ 
derung zuhören würden! Wo wir durchzögen, würde man hineilen, 
und nach unsern unbedeutendsten Worten würde man haschen. Diese, 
im Reiche der Wunder liegende Eroberung würde uns mit einer 
Glorie des Ruhms umstrahlen, und jeder würde von jetzt an glau¬ 
ben, in unserer Nähe einen Hauch auS dem Reiche der Wunder zu 
fühlen. 
Als aber diese stolzen Gedanken gemäßigteren Empfindungen 
wichen, sagten wir uns, daß auch hier das verheißene Ziel für un¬ 
sere Anstrengungen sei, daß wir doch nun endlich Halt machen wür¬ 
den, weil wir nach einem glänzenden Zuge, der würdig war, neben 
den nach Egypten gestellt, und der unbedenklich mit den großen und 
glorreichen Kriegen des Alterthums verglichen werden könnte, nur 
noch von uns selbst hätte übertroffen werden können. 
In diesem Augenblicke waren Gefahren, Leiden, alles vergessen. 
War es möglich, das glänzende Glück, sein ganzes Leben lang sa¬ 
gen zu können: „Auch ich war bei der Armee von Moskau!^ zu 
theuer zu erkaufen. 
Und ist es auch heute noch, meine Gefährten, selbst mitten in 
unserer Erniedrigung, und obgleich diese von jener verhängnißvollen 
Stadt anfängt, dieser edle, stolze Gedanke nicht noch mächtig genug, 
uns zu trösten, und uns das vom Unglück hart getroffene Haupt stolz 
erheben zu lassen? 
Napoleon selbst war herbeigeeilt. Lebhaft bewegt war er hal¬ 
ten geblieben, und laut äußerte er seine Freude. Seit der großen 
Schlacht hatten die Marschälle sich mißvergnügt von ihm entfernt 
gehalten, aber als sie Moskau in ihrer Gewalt sahen und von der 
Ankunft eines Parlamentairs hörten, vergaßen sie, erstaunt über einen 
so großen Erfolg, und von der ganzen Begeisterung des Ruhms be¬ 
rauscht, alle ihre Beschwerden. Sie drängten sich um den Kaiser, 
huldigten seinem Glück und waren schon geneigt, in seinem weitse¬ 
henden, großen Geiste eine Rechtfertigung dafür zu finden, daß er 
am 7. seinen Sieg zu vewollständigen, so wenig bedacht gewesen 
war. 
Allein Napoleons erste Bewegungen waren kurz, denn erhalte
	        
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