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Erfindung der Buchdrnckerkunst.
Ersm-ung -er Hnch-ruckerKimst.
Vor vierhundert Jahren kannte man noch keine andere
Bücher als geschriebene, und die SchreiLekunst war damals bei
weitem noch nicht so allgemein verbreitet als jetzt. Die Bücher,
größtentheils von Mönchen vervielfältigt, standen daher in einem
sehr hohen Preise; eines der wichtigsten Mittel der Belehrung
war nur den Reichen zugänglich.
Die für die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts
so folgenreiche Kunst, Schriften durch den Druck in unendlicher
Zahl treu wieder zu geben, verdankt man den Deutschen. Sie
ging von der Formschneidekunst aus. Schon die alten Römer
gruben Siegelin Holz, Metall, Stein und machten Abdrücke
davon in Wachs und andere weiche Körper. Im Mittelalter
bedienten sich die des Schreibens unkundigen Fürsten zur Namens-
Unterzeichnung eines hölzernen Stempels, der mit schwarzer Farbe
bestrichen abgedruckt wurde. Aus dem Morgenlande kam durch
die Araber das Kartenspiel nach Spanien und verbreitete sich
von hier aus über die andern Länder Europas. Die ersten Kar¬
ten wurden gemalt; als aber die Nachfrage wuchs, suchte man
das Geschäft der Kartenverfertigung abzukürzen; man schnitt die
Figuren mit ihren Namen erhaben in Holztafeln und druckte sie
ab, die Farben wurden nachher aufgetragen. Auf gleiche Weise
ließen die Klöster Bilder von Personen aus der heiligen Geschichte,
ja ganze Gruppen mit Namen und Bibelsprüchen darstellen und
vertheilten sie zur Beförderung der Andacht.
Dieß führte darauf, ganze Seiten Schrift in hölzerne Ta¬
feln zu schneiden und vermittelst eines Reibers von Horn mit
schwarzer Farbe abzudrucken. Aber zur Vervielfältigung eines
Buches mußte man so viele Tafeln verfertigen, als dasselbe Sei¬
ten hatte, und man konnte die Tafeln zu keinem andern Werke
gebrauchen. Dieß Verfahren war daher äußerst mühsam und
hätte für ein größeres Buch, wie etwa die Bibel, einen unge¬
heuern Zeitaufwand erfordert.
Da kam Johannes Gensfleisch von Sorgenloch,