Full text: Weltgeschichte (Cursus 1)

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Philipp II. von Spanien. 
blutige Gestalten im Schlafe beunruhigt, welkte er dahin und 
starb fast wahnsinnig (1574). 
22. Philipp II- von Spanien (1556—1598). 
Philipp II. bestieg 1556 den spanischen Thron und war 
einer der mächtigsten Fürsten Europa's. Mit eiserner Strenge 
führte er das Scepter, und Alles mußte sich seinem Willen beugen. 
Nur furchtsam mochte man sich ihm nahen; denn stets umlagerten 
düstere Wolken seine Stirn, und nie erheiterte sein Gesicht ein sanftes 
Lächeln. Alles galt ihm die Aufrechterhaltung des katholischen 
Glaubens; jeden Andersdenkenden ließ er als Ketzer verfolgen 
und auf den Scheiterhaufen stellen. Die Flammen über solchen 
Unglücklichen emporlodern zu sehen, war seine größte Freude. — 
Zu Philipps Zeiten gehörten auch die damals wegen ihres ausge¬ 
breiteten Handels sich durch Wohlstand auszeichnenden Niederlande 
zu Spanien und wurden in seinem Namen von seiner Halb¬ 
schwester Margaretha von Parma regiert. Wie in ganz Deutsch¬ 
land, so breitete sich auch hier bald die Reformation aus. 
Das aber war Philipp ein Greuel, und so befahl er sofort die 
Schärfung der früher schon hier eingeführten Inquisition, eines 
Glaubensgerichts, welches Jeden, der dem katholischen Glauben 
nicht anhing, entweder zu lebenslänglichem Gefängnisse oder zum 
Tode verurtheilte. Schon der bloße Verdacht, eine diesem Glauben 
abweichende Meinung zu haben, reichte hin, diesem Gerichte zu 
verfallen. Wer beim Verhör leugnete, wurde durch Folterqualen 
zum Geständnisse gezwungen. Die zum Feuertode Verurtheilten 
wurden an einem bestimmten Tage unter großem Pompe zum 
Scheiterhaufen geführt. Unter Glockengeläut und voraufgetragener 
Blutfahne bewegte sich der Zug zum Richtplatze. Voran schritten 
die Priester in ihrem Meßgewands. Ihnen folgten die Verurtheilten 
in einem mit schwarzen Teufelsgestalten bemalten gelben Kleide. Auf 
dem Kopfe hatten sie eine papierne Mütze, die in eine menschliche, 
von Feuerflammen umgebene Figur endigte. In dem Munde 
der Verurtheilten stak ein Knebel, damit sie ihren Schmerz weder 
durch Klagen kund thun, noch das Geheimniß ihres Prozesses den 
Umstehenden mittheilen könnten. Weggekehrt von ihnen wurde das 
Bild des Gekreuzigten, an dessen Verdienst sie keinen Theil mehr 
haben sollten, getragen. — Nach ihnen kamen die Richter und 
das Volk. — Es läßt sich leicht denken, daß ein solches Gericht 
die Niederländer auf's Aeußerste empörte. Man bat den König, 
Fischer, Gesch. Ir Curj. 6
	        
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