fullscreen: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 (Teil 2)

Die Wiedergeburt Preußens. 227 
Alle diese Kräfte kündigten zugleich die werdende Universität an, 
deren Sitz Berlin sein sollte. . . . Als die Katastrophe erfolgte und mit ihr 
die bedeutendste preußische Universität, Halle, verloren ward, da erwachte sofort 
der Wunsch mit neuer Stärke, ein Werk, das mit der Entstehung des preußischen 
Königtums innig verknüpft war, dem Staate zu erhalten. Es ging eine 
Deputation von halleschen Professoren nach Memel, um den König zu bitten, 
daß er die Universität nach Berlin übernehmen möge. »Das ist recht, das 
ist brav«, erwiderte der König, »der Staat muß durch geistige Kräfte ersetzen, 
was er an physischen verloren hat.« ... In Gemeinschaft mit Fichte, 
Schleiermacher, Niebuhr, Wolf hat namentlich Beyme die Sache mit Eifer 
verfolgt. . . . Später hat sie dann Wilhelm von Humboldt in die Hand 
genommen, und er ist der eigentliche Gründer der neuen Schöpfung ge¬ 
worden (1810). . . . 
Der frische Geist, der sich in diesem allen ankündigte, sprach auch aus 
einem Manne, der ganz unabhängig von dem Berliner und Königsberger 
Kreise der Bonaparteschen Zwingherrschaft den Handschuh hinwarf; es war 
eine von jenen kerndeutschen, ursprünglichen Naturen, wie sie Fichte gezeichnet. 
Wir meinen Ernst Moritz Arndt, den Mann voll warmen deutschen Gemütes 
und tapferen Zornes gegen alles Undeutsche und Schlechte, dem die gütige 
Vorsicht zu der seltenen Gunst, bis an die äußerste Grenze menschlichen Lebens 
gesund und mannhaft zu bleiben, die noch seltenere Gabe geschenkt, in schlimmer 
wie in guter Zeit den festen Glauben an die deutsche Sache sich in jugend¬ 
frischem Mut zu bewahren. Sein »Geist der Zeit«, dessen erster Teil 1807 
erschien, jetzt gar vielen ein verschollenes Buch, gehört zum Kräftigsten und 
Erweckungsreichsten, was je eine deutsche Feder geschrieben. Außer Stein und 
Fichte hat niemand den Bonapartismus, seine dämonische Gewalt und seine 
Mittel beredter und schärfer gezeichnet als der Verfasser dieses Buches, niemand 
eindringlicher die Lehre gepredigt, daß man ihn nur besiegen könne, wenn 
man ihn mit seinen Instrumenten bekämpfe. 
So begann die neue Erziehung der Nation, wie sie Fichte 
wollte. Indem gleichen Gedanken, zur Befreiung von dem französischenJoch die 
Mittel zu schaffen, war der »sittlich-wissenschaftliche Verein« gegründet worden, 
der unter dem Namen des Tugendbundes bekannt geworden ist. Im 
Frühjahr 1808 war zu Königsberg ein kleiner Kreis von Männern (zum Teil 
Freimaurern) zusammengetreten, wie der Oberfiskal Mosqua, Professor Lehmann, 
Kriegsrat Velhagen, Major Both, Assessor Bardeleben und die bekannten 
Gelehrten Bazko und Krug, welche die Gründung des Vereins vorbereiteten 
und seine Statuten entwarfen. Die Mitglieder wollten mündlich und schriftlich 
mit allen Mitteln darauf hinarbeiten, daß »Vaterlandsliebe, Geradsinn, An¬ 
hänglichkeit an den Monarchen und die Verfassung. Religiosität, festes Streben 
gegen Unsitte, Laster und Künstelei, Liebe zur Wissenschaft und Kunst, 
Humanität und Brüderlichkeit verbreitet, die Tugenden des Mutes, der Hoffnung, 
der Freimütigkeit und der körperlichen Festigkeit sowie der Haß gegen 
Schmeichelei, Kriecherei und Verweichlichung« gemehrt würden. Am 30. Juni 
ward der neue Verein und seine Verfassung vom König genehmigt. . . . 
Über Preußen hinaus verzweigte sich der Bund nicht, wohl aber bestanden 
außerhalb Verbindungen gleichen Sinnes (Essen, Hannover). . . . Dies alles 
war auf einen großen Zweck gerichtet: die Erhebung des Landes, um die 
verlorne Unabhängigkeit wieder zu erreichen."
	        
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