42
Johann Huß.
frei vorzutragen, ward er trotz der Gegenvorstellungen des Kaisers
in den Kerker geworfen. Lange mußte er in demselben schmachten.
Der Gottesmann aber verzagte nicht, und tröstete sogar von hier
aus mehrere seiner um ihn bekümmerten Freunde. Endlich wurde
er zu seiner Vertheidigung vor's Concil gefordert. Offen bekannte
er sich hier als den Verfasser der ihm vorgelegten Schriften. Da
aber über ihn und seine Sache in der Versammlung ein großer
Lärm entstand, >vard er nach dem Gefängniß zurückgeführt. Kurz
darauf erfolgte sein zweites Verhör, in welchem man ihn auf¬
forderte, seine Irrthümer abzuschwören. Muthig verweigerte dies
der Glaubensmann, und so ward er abermals ins Gefängniß
zurückgeführt. Hier drang man noch einmal in ihn, doch das,
was er geschrieben und gesprochen habe, zu widerrufen — aber
vergebens. Da ward das Todesurtheil über ihn ausgesprochen
und er vor Vollziehung desselben noch einmal in die Versamm¬
lung geführt. Kaiser mit den Reichsfürsten saß auf
der einen Seite, die geistlicben Herrn auf der andern, Huß selbst
ward auf einen erhöhten Platz gestellt. Hierauf trat der Bischof
von Lodi auf und hielt eine Predigt, während welcher Huß auf
seinen Knieen lag und betete. Alsdann las man laut die ihm
schuldgegebenen Ketzereien vor, die viele Unwahrheilen enthielten
und über die Huß sich nicht einmal vertheidigen durfte. Nachdem
legte man ihm seine vollständige Priesterkleidung an, zog sie
ihm wieder Stück für Stück unter gräßlichen Flüchen aus, that
ihm dann einen Sack an und setzte ihm einen papiernen Hut
auf, der mit drei gemalten Teufeln und der Umschrift versehen
war: „Dieser ist ein Erzketzer!" So ward Huß zum Richtplatze
auf eine Rheininsel geführt, um dort verbrannt zu werden. Laut
betete der Märtyrer hier: „Herr Jesu, ich leide demüthig diesen
grausamen Tod um deinetwillen, ich bitte dich, allen meinen
Feinden zu vergeben." Hierauf nahm ihn der Henker, führte ihn
auf den bereits errichteten Scheiterhaufen, band ihn an einen
Pfahl und zündete den Holzstoß an. Während die Flammen
emporschlugen, hörte man deutlich heraus Huß beten: „Christe,
du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner!" — bis
seine Stimme vom Rauche erstickte. Seine Asche ward in den
Rheinstrom geworfen, damit auch nicht ein Stäubchen von ihm
übrig bliebe. Im folgenden Jahre traf dasselbe Schicksal Hussens
Freund Hieronymus von Prag.
Ueber diese Hinrichtung des Huß waren seine Anhänger in Böh¬
men höchst aufgebracht, und so entstand der furchtbare Hussiten-