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teilten Kriegern vorauf; aber im nächsten Augenblick bereiteten ihm
mehrere Kartätschenkugeln den Heldentod. Endlich aber wurden
die Höhen genommen und die Österreicher nach Prag zurück¬
geworfen, welches Friedrich nun belagerte. — Zum Entsätze der
Stadt Prag rückte ein österreichisches Heer unter Daun heran.
Friedrich zog ihm entgegen, unb es kam zur Schlacht bei Kollin
in Böhmen (18. Juni), m welcher Friebrich geschlagen wurde und
fast bie Hälfte seiner tapferen Armee verlor. Aber boch war er
nicht entmutigt unb sprach zu seinen Truppen: „Kinber, ihr habt
heute einen schweren Tag gehabt, aber habt nur Gebulb, ich
werbe alles wieber gut machen 1“
Mittlerweile waren Friedrichs Feinde von allen Seiten her¬
beigekommen. Ein großes russisches Heer war in Ostpreußen ein¬
gefallen unb hatte ben preußischen General Lehwalb bei Groß-
Jägernborf geschlagen (30. August). Die Schweben fielen in
Pommern ein und brangen bis zur Ukermark vor. Die Franzosen
waren unter greulichen Verwüstungen bis zur Weser vorgerückt
unb hatten ben englischen Truppen bei Hastenbeck an ber Weser eine
Nieberlage bereitet. Ein österreichisches Streifkorps war sogar bis
Berlin vorgebrungen unb braubschatzte bie Stabt um 200 000 ' Taler.
Um bie von allen Seiten brohenbe Gefahr abzuwenben, eilte
Friebrich zunächst gegen ein zweites französisches Heer, welches
unter bem Prinzen Soubise in Thüringen ftanb unb sich mit ben
Reichstruppen vereinigt hatte. In ber Gegenb von Weißenfels, bei
Roßbach, traf er am 5. November mit bem feindlichen Heere zu¬
sammen, unb sein kleines, nur 22000 Mann zählendes Heer schluq
in kurzer Zeit ben 60000 Mann starken Feind in die Flucht.
Friedrich stand mit seiner Armee auf einem Hügel; die Franzosen
umstellten diesen, um den König und fein Heer gefangen zu nehmen und
ihn, wie sie prahlten, in einem Käfig nach Paris zu schicken. Noch um
Mittag standen die Zelte der Preußen unberührt, Friedrich faß ruhig bei
Tafel, und die Truppen bereiteten ihr Mittagsmahl. Die Franzosen,
welche unter klingendem Spiele den Hügel umgingen, hielten diese Nuhs
für dumpfe Verzweiflung. Plötzlich aber fielen die Zelte der Preußen,
das Heer stand in Schlachtordnung, bie Kanonen donnerten, und wie
ein Wetter brauste die Reiterei unter Seydlitz in den ahnungslosen
Feind, der in feinem Schrecken wie Spreu vor dem Winde zerstob- „für
die Preußen war die ganze anderthalbftündige Schlacht nur ein fröhliches
Jagen auf Reichsarmee und Franzosen". Großer Jubel herrschte übe»
diesen Sieg. Das Volk fang:
„Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
so läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen".