Full text: Die deutsche Geschichte

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Stunden um die Sonne herum und wieder auf den alten Ort. Deswegen 
und weil alsdann nach dreihundertfünfundsechzig Tagen und ungefähr 
sechs Stunden alles wieder so wird und alles wieder so steht, wie es 
vor ebensoviel Zeit auch gestanden hat, so rechnet man dreihundert— 
fünfundsechzig Tage zu einem Jahre und spart die sechs Stunden vier 
Jahre lang zusammen, bis sie auch vierundzwanzig Stunden ausmachen; 
denn man darf nichts von der kostbaren Zeit verloren gehen lassen, 
deshalb rechnet man je auf das vierte Jahr einen Tag mehr und nennt 
es das Schaltjahr. Der Frühling beginnt um den einundzwanzigsten 
März; die Sonne steht gleich weit von beiden Polen über der Erde, 
Tag und Nacht sind gleich. Die Sonne scheint immer näher zu kommen 
und immer höher am Himmel aufzusteigen, der Tag und die Wärme 
nehmen zu, die Nacht und die Kälte nehmen ab. Der Sommer beginnt um 
den einundzwanzigsten Juni. Alsdann steht die Sonne am höchsten über 
unserm Haupte, und dieser Tag ist der längste. Von da an kommt die 
Sonne immer schiefer gegen uns zu stehen, und die Tage werden kürzer. 
Der Herbst beginnt um den dreiundzwanzigsten September. Tag und 
Nacht sind wieder gleich, die Tage und die Wärme nehmen immer ab, 
die Nächte und die Kühle nehmen zu. Der Winter beginnt um den ein— 
undzwanzigsten Dezember. Der Leser verschläft alsdann die längste Nacht, 
und die Sonne steht so tief, daß sie ihm noch früh um neun Uhr durch 
des Nachbars Kaminhut in das Stüblein schauen kann, wenn die Fenster— 
scheiben nicht gefroren sind. Hieraus ist zu gleicher Zeit zu erkennen, 
daß nie auf der ganzen Erde die nämliche Jahreszeit herrscht. Denn 
zu gleicher Zeit und in gleichem Maße, wie sich die Sonne von unserem 
Scheitelpunkt entfernt oder wir von der Sonne, kommt sie höher über 
diejenigen zu stehen, welche gegen den anderen Pol hinaus wohnen, und 
umgekehrt ebenso. Nach Hebel. 
— —— — 
III. 
1. Frühlingsausflug in den Buchenwald. 
Der Kuckuck ruft, die Birke hat ihr duftendes Laub entfaltet; 
aus den Strahen der Stadt ziehen wir hinaus ins Freie, hinaus 
in den frischen grünen Wald, um in vürziger Waldluft den zu- 
rückgekehrten Vögeln zu lauschen. 
Es ist so feierlich still bier im Halbdunkel unter den hohen, 
alten Bäumen. Die Sonnenstrahlen glitzern dureh das junge, vwie 
deide schimmernde Laub und malen wunderliche Schattenfiguren 
über den WVeg. Dicke Moospolster decken den Grund und über- 
ziehen den unteren Teil der Stämme. Lange Flechtenbärte hangen 
von den Zweigen herab und wedeln langsam im Luftzuge. Gellend
	        
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