Full text: Brandenburgisch-preußische Geschichte (Cursus 3)

Friedrich II. d. Gr. 
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Schweden, wobei die Preußen Stralsund und Vorpommern 
bis an die Peene, wie auch die Inseln Usedom und Wollin 
eroberten; das andere Mal im Anschluß an die Reichsarmee gegen 
Frankreich, wodurch jedoch wenig ausgerichtet wurde. Als Frie¬ 
drich Wilhelm I. starb, hinterließ er seinem Sohne einen Schatz 
von 9 Mill. Thalern und ein blühendes Land von 2^ Mill. 
Einwohnern. 
Friedrich II. d. Gr. (1740—1786). Er ward geboren 
am 24. Januar 1712. Seine erste Erziehung leitete unter dem 
Beistände einer Gouvernante seine von tiefem Gemüth beseelte 
Mutter Sophie Dorothea, seine spätere der General Finken¬ 
stein. Vor allen Dingen lag es dem Könige daran, dem Prinzen 
früh eine recht große Liebe zum Soldatenstande einzuflößen. Sein 
erstes Spielzeug bestand daher in Flinten., Säbeln und Kanonen. 
Bereits in seinem achten Jahre mußte er mit einem kleinen 
Gewehre exerciren, bei Sturm und Unwetter vor dem Schlosse 
Schildwache stehen und den Vater, so oft er den Waffenübungen 
der Soldaten beiwohnte, begleiten. Alles dies sagte aber dem 
lebhaften, feurigen Wesen des Prinzen wenig zu. Weit lieber 
mochte er in französischen Büchern lesen und Dichtkunst und 
Musik treibenJ Dagegen war jedoch sein Vater durchaus, und nur 
versteckt durfte der Prinz seinen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen. 
Als dies aber der König einst erfuhr, ward er darüber höchst 
ungehalten und äußerte: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; 
er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine 
ganze Arbeit verderben." Dennoch mochte der Jüngling von 
seinen Lieblingsbeschäftigungen nicht lassen, und so setzte er auch 
seine Uebungen im Flötenspiel fort. Ja seine Mutter veranlaßte 
es sogar, daß zweimal im Jahre der berühmte Flötenspieler 
Quanz aus Dresden nach Berlin kam, um dem Prinzen Unter¬ 
richt auf diesem Instrument zu ertheilen. Einst war dies wieder 
der Fall, und Beide spielten emsig mit einander. Da mit einem 
Male hören sie den König kommen. Erschrocken springt Quanz 
auf und versteckt sich in einen Kamin, während der Prinz schnell 
Schlasrock, Pantoffeln, Bücher und Flöte in einen Winkel wirst und 
in die Uniform fährt. In dem Augenblicke jedoch steht der König 
schon vor ihm. Kaum entdeckt er die durcheinander geworfenen 
Sachen, so ergreift er den goldgestickten Schlafrock nebst Pantoffeln, 
wirft sie ins Feuer und hält nun dem Prinzen eine ganz gewaltige 
Strafpredigt. Quanz wurde nicht entdeckt und war froh, nach 
der Entfernung des Königs unbemerkt entschlüpfen zu können.
	        
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