Full text: Geschichte der neueren Zeit (Theil 3)

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Erste Periode der neueren Geschichte. 
was es gäbe. In diesem Augenblicke trat Deveroup ein. „Bist du 
der Schelm, der das kaiserliche Volk dem Feinde überliefern und kaiser¬ 
licher Majestät die Krone vom Haupte reißen will?" donnerte er den 
Herzog an; — „du mußt jetzt sterben!" Lautlos empfing der Herzog 
den Todesstoß. Sein Leichnam wurde in einen Teppich gewickelt, auf 
die Citadelle gebracht und zwei Jahre später in der von Wallenstein 
selbst erbauten Karthause bei Gitschin beigesetzt. Damals kamen die 
Verse auf, deren Grundton noch in Schillers Lager Wallensteins nach¬ 
klingt: 
Hier liegt und fault mit Haut und Bein 
Der große Kriegsfürst Walleusteiu, 
Der groß Kriegsmacht zusammenbracht, 
Doch nie geliefert recht ein Schlacht. 
Groß Gut that er gar vielen schenken, 
Dagegen auch viel unschuldig henken. 
Durch Sterngucken und lang Traktiren 
That er viel Land und Leut verlieren. 
Gar zart war ihm sein böhmisch Hirn, 
Konnt' nicht leiden der Sporen Klirrn. 
Hahn, Hennen, Hund er bannisirt 
Aller Orten, wo er logirt. 
Doch mußt er gehn des Todes Straßen, 
Hahn krähen und Hunde bellen lassen. 
Buttler und Leßlie benlächtigten sich der Kostbarkeiten und Pa¬ 
piere des Ermordeten, doch soll sich Nichts vorgefunden haben, wodurch 
der Verdacht des Hochverraths bestätigt worden wäre. Der Kaiser ver¬ 
goß Thränen, als er die Nachricht vom Tode Wallensteins erhielt; für 
ihn und die übrigen Ermordeten ließ er zu Wien 3000 Seelen¬ 
messen lesen. 
7. Der schwedisch-französische Krieg 1635—1648. 
An Wallensteins Stelle übernahm Erzherzog Ferdinand mit dem 
Grafen Gallas den Oberbefehl über das kaiserliche Heer. Er ver¬ 
suchte zunächst die Schweden aus Baiern zu vertreiben und rückte die 
Donau hinauf bis Nördlingen. Hier kam es zu einer äußerst blutigen 
Schlacht, welche Bernhard von Weimar verlor. Der Kern des pro¬ 
testantischen Heeres ward vernichtet oder zersprengt; Bernhard selbst 
rettete sich mit wenigen Truppen über den Rhein. Die erste Folge 
dieser Niederlage war, daß der Kurfürst von Sachsen, welcher den 
Schweden zweimal seine Rettung verdankte, vom Bunde mit Schweden 
abfiel und mit Oestreich einen Separatfrieden schloß, worin er die 
Lausitz erhielt mit der Erlaubniß, die eingezogenen Kirchengüter noch
	        
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