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Erste Periode der neueren Geschichte.
Die letzten
Schicksale der
Königin
Maria von
Medicis
t 1642,
unv die Ehrbarkeit am Hofe aufrecht zu halten; allein ihre Bemühungen
wurden durch die Leichtfertigkeit Heinrichs IV. vereitelt. Der König,
welchen wir in vielen Beziehungen schätzen muffen, band sich im Um¬
gang mit den Hofdamen an keine Sitte, an kein Gesetz. Seine Ge¬
mahlin Margaretha von Balois war wegen ihres Lebenswandels so
berüchtigt, daß ihr eigener Bruder Heinrich Ilf. sie von seinem Hofe
verwies und Heinrich IV. sich von ihr trennte. Heinrich hatte die
schöne und geistreiche Gabrielle d'Estrees wegen ihrer Sanftmuth,
Herzensgüte und Bescheidenheit zu seiner Gemahlin auserkoren, allein
sie starb plötzlich nach dem Genusse einer Orange unter den heftigsten
Schmerzen am grünen Donnerstag 1599. Nun vermählte sich Hein¬
rich IV. niit Maria von Medicis und erlebte die Freude, daß ihm ein
Prinz geboren wurde, Ludwig XIII. (1601). Da Maria eine leiden¬
schaftliche, ehrgeizige und sehr eifersüchtige Frau war, so konnte bei
Heinrichs Lebensweise die Ehe keine glückliche sein. Die Zwistigkeiten
nahmen kein Ende, und vergeblich waren Sullh's Bemühungen, den
häuslichen Frieden herzustellen, da die Kammerfrau der Königin,
Eleonore Concini, wie deren Mann, welche den König haßten, bestän¬
dig hetzten und zutrugen. In anderer Beziehung spielte Heinrich IV.
zuweilen die Rolle des gemüthlichen Hausvaters. So erzählt man,
der spanische Gesandte habe ihn einmal getroffen, wie er mit dem
Dauphin auf dem Rücken auf allen Vieren im Salon herum galoppirte.
Heinrich fragte den Gesandten, ob er auch Vater sei, und als dieser
die Frage bejahte, entgegnete der König lächelnd: „Nun, so kann ich
den Ritt erst vollenden!" — 1605 erschien die Königin Margaretha,
Heinrichs erste Gemahlin, in Paris und wurde mit großer Aufmerk¬
samkeit bei Hofe empfangen. Heinrich redete sie äußerst artig an und
veranlaßte seine zweite Gemahlin zu gleichem Benehmen gegen die
ehemalige Königin.
Es wurde schon oben (S. 59) erzählt, daß die Königin am
13. Mai 1610 ihrem Willen gemäß in Paris gekrönt wurde, da sie
während der Abwesenheit des Gemahls die Regierung übernehmen sollte.
Schon am 14. Mai Nachmittags erlag Heinrich IV., von bangen
Ahnungen ergriffen, dem Dolche des Franz Ravaillac. Die Königin
lud durch ihr Benehmen den Verdacht auf sich, der bösen That nicht
fremd gewesen zu sein, riß sogleich die Vormundschaft und Regentschaft
an sich und söhnte sich mit Spanien aus. Sully und andere vortreff¬
liche Räthe wurden entlassen, Concini, welcher zum Marquis d'Ancre
erhoben wurde, bemächtigte sich der höchsten Gewalt. Ein unwürdiger
Günstling des jungen Königs, de Luhnes, ein ebenso unfähiger, als